Donnerstag, 16. April 2015

Nebenfiguren im Roman und meine Top 10


Heute möchte ich über Nebenfiguren sprechen.
Wieso sie so wichtig sind, weshalb es eigentlich keine Nebenfiguren gibt und wie Sie Ihre Nebenfiguren besser ausbauen können. Am Ende gibt es meine spontanen Top Ten der Nebenfiguren, die mir gefallen haben für die TopTenThursday Aktion von Steffis Büchergloggeria.



Nebenfiguren sind wichtig

 

Nebenfiguren sind für eine Geschichte das Salz in der Suppe. Sie sind ein ganz wichtiger Bestandteil und viele Geschichten stehen oder fallen mit ihren Nebenfiguren, nicht mit den Hauptfiguren.
Die Hauptfiguren sind bei den meisten Autoren, die ernsthaft an das Schreiben herangehen, gut ausgebaut und von allen Seiten beleuchtet. Doch die Nebenfiguren stehen so sehr im Schatten der Hautfigur, dass sie blass und leblos bleiben. Sie werden nur erschaffen, um einem Zweck zu Dienen und die Geschichte an einem bestimmten Punkt voranzutreiben. Danach werden sie achtlos beiseite gelegt.

Dabei können Nebenfiguren so viel mehr. Sie können den Leser richtig berühren und zu den Lieblingen der Geschichte werden. Denken Sie doch nur an Severus Snape, der von vielen Lesern der Harry Potter Reihe mehr bewundert und geliebt wird als die Hauptfigur selbst.

Eine Welt, die mit blassen und leblosen Nebenfiguren gefüllt ist, wird auch blass und leblos erscheinen. Geben Sie Ihren Nebenfiguren ein eigenes Leben, denn sie sind wichtig für Ihre Hauptfigur. Mit wem soll die Hauptfigur denn sonst interagieren? Interaktionen und Beziehungen machen eine Geschichte doch erst interessant. Und es sollte Ihnen niemals egal sein, mit wem sich Ihre geliebte Hauptfigur abgibt.


Es gibt keine Nebenfiguren


Wie im richtigen Leben gibt es eigentlich keine wirklichen Nebenfiguren.
Jeder Figur ist eine Hauptfigur, die in jedem Moment seine spannende Geschichte erlebt.

Eine "Nebenfigur" sollte ausgebaut werden, wie jede Hauptfigur auch. Es wird nur nicht alles in der Geschichte vorkommen. Vieles nur am Rande - nur angedeutet - oder halt gar nicht. Aber es ist da und es ist wichtig. Es sollte ausgearbeitet sein. Schon allein aus dem Grund, um die Figur kennenzulernen, damit sie eine wirklich lebendige und vielschichtige Person wird und nicht eine farblose Hülle bleibt.

Die Nebenfigur hat eine Vorgeschichte und erlebt ihre Abenteuer auch dann, wenn sie grade nicht im Roman vorkommt. Das sollte immer bedacht werden. Die Nebenfigur setzt sich nicht nach ihrem Auftritt in der Handlung auf einen Stuhl und wartet darauf, dass die Hauptfigur irgendwann wieder vorbei kommt.

Um Ihre Nebenfigur zu einer Figur zu machen, die wirklich im Gedächnis bleibt sollte sie tiefer werden, häufiger vorkommen, wichtiger werden und vernetzter sein.


Nebenfiguren ausbauen


Tiefer
Geben Sie Ihrer Nebenfigur Tiefe. Der grummelige, alte Nachbar ist ja nicht einfach nur grummelig. Er hat sicherlich seine Gründe. Vielleicht hat er Streit mit seinem Sohn und dieser kommt deshalb nicht mehr mit den Enkelkindern vorbei. Vielleicht hat er eine chronische Erkrankung, die ihm permanent Schmerzen bereitet. Vielleicht ist er nur so ätzend zu seinen Nachbarn, weil er in seiner Kindheit die eigenen Nachbarn als schreckliche Menschen erlebt hat. Vielleicht hat ihn damals ja aber auch sein bester Freund, das Nachbarskind, ganz ohne Nachricht verlassen und ist umgezogen. Möglichkeiten über Möglichkeiten! Lassen Sie Ihn nicht einfach nur grummelig sein.
Geben Sie Ihrer Nebenfigur eine Kindheit, eine Familie, einen Beruf, Träume, Ängste, Macken und Gewohnheiten. Und möglichst für alle Ängste, Macken und Gewohnheiten auch einen Grund.

Häufiger
Wenn Ihre Nebenfigur nun eine Hintergrundgeschichte erhalten hat, dann werden Sie merken, wie lebendig sie für Sie wird. Sie mögen diese Figur sogar richtig gern! Sie wollen, dass sie öfter auftaucht, können sich plötzlich anderen Momente vorstellen, an denen diese Figur in der Geschichte vorkommen kann.
Vielleicht haben Sie sich dafür entschieden, dass der alte Nachbar nicht nur Familienprobleme hat, sondern auch gesundheitlich angeschlagen ist und jede Woche zur Physiotherapie ins Zentrum fahren muss. Vielleicht fährt er mit dem Bus, genau wie ihr Hauptcharakter. Die Fahrt dauert länger und irgendwann kommen die beiden ins Gespräch. Oder ihre Nebenfigur wird von ein paar Jugendlichen im Bus drangsaliert, weil sie alt und krank ist. Ihr Hauptcharakter wird zum Helden, der seinem unliebsamen Nachbarn zur Hilfe kommt.
Überlegen Sie einfach mal, wo Sie selbst Ihre Nachbarn oder Freunde schon zufällig getroffen haben.

Wichtiger
Ihre Nebenfigur sollte aber nicht einfach nur häufiger auftauchen, sie sollte auch wichtiger werden. Viele Nebenfiguren haben nur einen einzigen Auftritt, um die Geschichte voranzubringen. Es wäre viel schöner, wenn eine Nebenfigur an mehreren Punkten Einfluss auf die Entwicklung der Geschichte und der Hauptfigur nimmt.
Vielleicht haben Sie viele blasse Nebenfiguren, die einfach nur eine Nachricht überbringen und dann verschwinden. Wie der Postbote, von dem Sie nur wissen, wie er heißt und dass er Angst vor Hunden hat. Dieser Postbote überbringt einen unglaublich wichtigen Brief und verschwindet wieder. Kann ihr grummeliger Nachbar das nicht übernehmen? Der Brief könnte falsch zugestellt worden sein. Was auch erklärt, wieso er verspätet bei der Hauptfigur eintrifft, die hibbelig auf die Nachricht wartet, die ihr Leben verändern soll. Ihr grummeliger Nachbar bringt den Brief rüber. Eigentlich würde er sowas nicht tun, aber sein Nachbar hatte ihn vor zwei Tagen im Bus ja vor dieser Jugendbande gerettet. Er erlebt die Reaktion der Hauptfigur auf die Nachricht mit, vielleicht kommen die beiden sich dadurch noch näher.
Überlegen Sie einmal, welche Nebenfiguren nur einen einzigen Existenzgrund haben. Kann diese Aufgabe von einer anderen Nebenfigur übernommen werden? Denken Sie wirklich darüber nach. Seien Sie kreativ!
Können Sie die drei auftauchenden jungen Damen in der Geschichte nicht zu einer einzigen verschmelzen? Klar, die eine davon sollte wunderschön und die andere eher unscheinbar sein. Doch ist es nicht möglich, dass sie sich den einen Tag besonders hübsch macht für ein Treffen und den anderen Tag unter Migräne und Übelkeit leidet und deshalb furchtbar aussieht?

Vernetzter
Mehr Reibungspunkte mit ihrer Hauptfigur bekommen die Nebenfiguren auch durch Beziehungen. Wie wahrscheinlich ist es, dass ihre Nebenfigur nur auf ihre Hauptfigur trifft? Im wahren Leben kennt jeder jeden um ein paar Ecken. In ihrer Geschichte sollte das auch so sein. Ihr grummeliger Nachbar geht jede Woche zur Physiotherapeutin. Diese ist die Schwester ihrer Hauptfigur, was später in der Geschichte vielleicht bei einem Besuch von ihr herauskommt. Oder als sie von ihrem Bruder und ihrem Patienten die gleiche Geschichte über die Rettung im Bus hört.
Die junge Frau, die ihrer Hauptfigur mal hübsch und mal hässlich über den Weg läuft ist möglicherweise die Schwiegertochter des grummeligen Nachbarn. Ihr Hauptcharakter erfährt zuerst von der Krebserkrankung ihres Mannes und hilft ihr, um dann zu erfahren, dass dieser kranke Mann der Sohn seines Nachbarn ist. Natürlich muss er nun seinen Nachbarn dazu bringen, den Streit beizulegen.
Beziehungen sind unglaublich wichtig für Ihre Geschichte. Nicht immer muss es Verwandschaft sein. Es gibt ja auch Freunde und Bekannte und den Job.


10 Nebenfiguren, die mir im Gedächnis geblieben sind


"Harry Potter" Reihe von J.K. Rowling:
Ich oute mich jetzt mal als Fan. Die absolut besten Nebenfiguren für mich sind Severus Snape, Luna Lovegood und Nymphadora Tonks! Natürlich auch Hermine, falls sie noch als Nebenfigur zählt. Sie ist mein Liebling der Reihe.



"Das Lied von Eis und Feuer" Reihe von G.R.R. Martin:
Ich muss gestehen, dass ich hier nicht auf dem neuesten Stand bin und sicherlich einige tolle Nebenfiguren noch nicht kenne. Besonders im Gedächnis blieben mir aber Syrio Forel und Sam Tarly.




"Night School" Reihe von S. Daugherty:
Auch wenn diese Reihe ihre Schwächen hat gefällt mir eine Figur ganz besonders: Zoe Glass. Sie kommt erst im zweiten Band zur Gruppe hinzu. Hier muss  ich noch eine Figur nachreichen: Falls Hermine oben nicht zählt, nenne ich hier mal die Hermine der Night School: Rachel Patel.



"Herr der Ringe" Trilogie von J.R.R. Tolkien:
Es stellt sich die Frage, ob die Figur noch als Nebenfigur gilt: Samweis Gamdschie. Einer der besten Sidekicks überhaupt.


"Gevatter Tod" von Terry Pratchett:
In den Büchern um den Tod in der Scheibenwelt gefällt mir ganz besonders der Diener Albert. Allgemein finde ich, dass Pratchett unglaublich viele tolle Nebenfiguren geschaffen hat in seiner Scheibenwelt.


"Die dunklen Fälle des Harry Dresden" Reihe von Jim Butcher:
Ganz klar! Was wäre Harry Dresden ohne seinen Geist Bob. Gleich von Anfang an wollte ich mehr über ihn erfahren.


Welche Nebencharaktere aus Büchern sind bei Ihnen besonders hängen geblieben?

Dienstag, 7. April 2015

Schreibtagebuch Eintrag 16 - Kapitellängen und Interviews


Wie lief mein März? Was habe ich geschrieben und gelesen?

Bücher


Projekt "Rotschopf"
Dieses Projekt ist ein Jugendbuch. Und auch noch mein erster Versuch (wenn ich mein Fantasywerk nicht mitrechne, dass ich mit 16 schrieb... das war natürlich auch irgendwie nur für junge Leute geeignet). Da ich mir bei den Kapitellängen nicht so sicher bin, habe ich Jugendbücher durchforstet auf der Jagd nach Kapitellängen. Die sind häufig wirklich kürzer, schwanken aber auch zwischen 10 und 20 Seiten im Durchschnitt. Ich weiß nicht genau, was zu meinem Projekt passt - zur Zeit neige ich zu kurzen Kapiteln.
Dafür habe ich versucht die Kapitelenden möglichst interessant und spannend zu machen, durch Andeutungen und Cliffhanger.

Ich habe das zweite, dritte und vierte Kapitel geschrieben. Dabei ist das dritte dann aber so kurz geraten, dass ich es nach langer Überlegung an Kapitel zwei angehängt habe. Somit steht das Projekt jetzt bei drei Kapiteln. Das neue vierte habe ich angefangen, allerdings sind es erst knapp 100 Wörter.

Das Projekt "Rotschopf" hat eine Art Werbetext in der Ich-Form bekommen, den ich für die Zielgruppe ganz passend finde. (Das Buch selbst ist allerdings in dritter Person geschrieben.)

Projekt "Schattenläufer"
Der letzte Hauptcharakter des ersten Bandes hat eine ausführliche Hintergrundgeschichte bekommen. Bisher habe ich mich da zurückgehalten, denn die Person musste im ersten Band extrem leiden und es ist mir leichter gefallen, die Geschichte zu plotten, ohne ihn gern zu haben. Mitleid ist der Feind, wenn wirklich etwas auf dem Spiel stehen und es spannend sein soll.

Die interessante, körperliche Veränderung eines anderen Charakters hat nun einen genauen Ablauf erhalten und schön fiese Symptome, die dabei ablaufen. Das hat sogar ein wenig Spaß gemacht und stimmt mich optimistisch in Hinsicht auf die Ausarbeitung der Plagen, die ich noch über das Land schicken werde, um meine Hauptstadt zu peinigen.

Es haben sich weitere Morde ergeben. Sowas passiert halt.

Ich habe mir das Gehirn zermartert, um einen plausiblen Grund dafür zu finden, wieso die Toten in dieser Welt nicht verbrannt werden. Zum Glück gibt es Dinge wie Tradition und Religion.


Andere Buchprojekte


Projekt "Glutrot" und Projekt "Himbeermund" haben Klappentexte bekommen.
Projekt "Himbeermund" ist ein echtes Projekt geworden, muss aber warten, bis es dran ist. Es ist auch eine schwere Idee, für die ich mehr Erfahrung brauche, damit sie nicht einfach ätzend kitschig wird.

Projekt "Vampire" hat eine Karte (siehe hier) und eine Story bekommen.
Ich ringe mit mir, ob das Projekt aktuell werden soll, oder noch warten muss. Ich würde das Buch jetzt gern schreiben, es wäre aber besser, wenn es noch etwas reift, da die Welt sich sehr spannend entwickelt und da sicherlich noch viel mehr drin ist.
Und nein, die Vampire glitzern nicht. Sie gehen auch nicht in Menschenschulen und schmusen mit Kindern rum. Im Buch gibt es Blut, Narben, Seuchen, Kampf und Wahn.

Projekt "Hexenroman"
Der Roman, der als Beispiel für FederKiel entsteht (und wahrscheinlich nicht grade mein bestes Werk wird, hehe), hat jetzt das Tal des Plottens hinter sich. Ich habe das 7-Punkte System für alle wichtigen Handlungstränge ausgearbeitet. Die Heldenreise kommt nun noch und dann geht der dritte Blogpost der Reihe "Ein Buch entsteht" raus!



Außerhalb der Bücherwelt


Auf FederKiel ist jetzt die Interviewreihe "FederKiel Interview" gestartet und die ersten zwei Interviews findet ihr hier:

Anna Thur , Thema Kurzromane
Benjamin Spang , Thema Crowdfunding

( Bei Fragen und Interesse bitte Mail an federkiel-interview[at]gmx.de )


Bücher gelesen diesen Monat


"Silber - Das erste Buch der Träume" - Kerstin Gier
"14 Wege zum Internetverdienst" - Antonio Pacino
"7 Zaubersprüche für mehr Glück, Erfolg und Zufriedenheit im Leben" - Sven Stickling
"Best of Glück und Erfolg" - Udo Michaelis

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Hier geht es zum Eintrag 15: Schreibtagebuch Eintrag 15: Wappen und Subplots
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