Freitag, 31. Januar 2014

Schreibtagebuch Eintrag 7: Hallo Schreibblockade

Februar 2011

Ich komme einfach nicht voran.
Seit Tagen sitze ich mit Stift und Notizzetteln über den zwei großen Papierbögen, auf die ich den Plot und das Brainstorming für weitere Ideen gepinselt habe.

Um mich herum türmen sich zerknüllte Notizzettel auf und bilden zusammen mit den Schokoriegeln eine idyllische Berglandschaft.



Ich habe bereits Mind Maps angelegt, Zeitung gelesen, deprimierende Nachrichten geschaut und bin in meinem Umfeld auf Ideenjagd gegangen. Doch der Erfolg blieb aus, nahrhafte Beute für meine Geschichte habe ich nicht gemacht.

Meine Verzweiflung trieb mich bereits in die Stadtbücherei, wo ich Romane durchblätterte, in der Hoffnung, eine tolle Idee klauen zu können. Einige Ideen waren durchaus gut, doch allein der Gedanke, sie einfach so zu verwenden, ließ mich meine Notizen vor Scham in den nächsten Mülleimer werfen.

Meine Abende verbringe ich nun damit, in meinem Manuskript zu blättern und das bereits vorhandene Material zu editieren. Irgendwas muss ich ja tun.

Aber mein Problem scheint sich nicht nur auf das Schreiben zu beschränken.
Es wird immer deutlicher, dass mich eine gewaltige Kreativitätsblockade erwischt hat.
Die Ideen für meine Zeichnungen und Comics gehen mir ebenfalls aus.
Bis jetzt habe ich mich gezwungen es weiter zu versuchen. Ich habe mich zum Zeichnen gezwungen, ich habe mich zum Plotten und Schreiben gezwungen.
Die Ausbeute ist mager, die Qualität mehr als schlecht und meine Laune wird sicherlich bald einen neuen Tiefpunkt erreichen.

Es ist wohl an der Zeit, sich mit dieser Blockade zu beschäftigen.

Heute ist ein kalter Wintertag, draußen stürzt grade der Himmel auf die Erde herab und ich kuschel mich mit Decke, Wärmflasche, Tee und Notizbuch auf mein geliebtes Sofa.
Ich möchte meine Gedanken zu einigen Fragen notieren, um meinem Problem näher zu kommen.
Was passiert grade bei mir?
Wie geht es mir?
Was erwarte ich von mir?
Wieso schreibe ich?
Welche äußeren Begebenheiten beschäftigen mich?

Am Ende steht die Frage, wie all diese notierten Dinge mit der Blockade zusammenhängen können.
Nach vielen Seiten voller Durcheinander ist im Grunde alles ganz einfach:

Ich habe zur Zeit keine Freude mehr an meinem Studium und stelle meinen Entschluss für diesen Berufszweig in Frage. Eigentlich will ich doch ganz andere Dinge tun, doch das habe ich viel zu spät verstanden. Finanziell könnte es besser aussehen, privat könnte ich glücklicher sein. Ich erwarte viel von mir, zu viel, und bin eigentlich dauerhaft von mir selbst enttäuscht. Dazu kommt noch der Gedanke, auch meine Eltern nicht enttäuschen zu wollen. Ich schreibe, um mich besser zu fühlen, fühle mich aber gleichzeitig schuldig, da das Schreiben mir Zeit zum lernen für die Uni nimmt und ich eh glaube, nie was veröffentlichen zu können. Mein Kopf ist voller negativer Gedanken und auch mit den diversen Arztbesuchen beschäftigt, da ich gesundheitlich die Arschkarte gezogen habe.
Im Grunde geht es mir zur Zeit also ziemlich scheiße.

Kein Wunder, dass mich der große Geistesblitz nicht anspringt.
Bewusst wahrgenommen habe ich das Ganze nicht.

Ich lege mein Notizbuch zur Seite, schalte den Fernseher ein und gönne mir entspanntes Nichtdenken.
Ich weiß, dass es nun darum geht, meine Probleme anzupacken und ich weiß auch, dass das alles andere als leicht wird.

Das Projekt "Roman" muss erstmal zurückstehen, bis sich der Knoten löst. Doch sicher nicht für immer.

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Hier geht es zu Eintrag 8: Schreibtagebuch Eintrag 8: Die erlösende Lösung
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Zum Anfang: Schreibtagebuch Eintrag 1: Das Schreibtischchaos
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Mittwoch, 29. Januar 2014

Sollte ein Autor viel lesen? - Zitat der Woche


“If you don't have time to read, you don't have the time (or the tools) to write. Simple as that.”
  ~ Stephen King

Wer vernünftig schreiben will, der sollte auch eine Menge lesen. Nicht so viel, wie die besonders eifrigen Leseratten, die jede Woche zwei Bücher durchziehen, doch ein Buch im Monat sollte es schon sein.


Lesen führt einen heran, an guten Schreibstil. (Wenn man denn Bücher liest, die einen guten Schreibstil haben, und das sollte man.)
Man kann sehen, wie andere Schriftsteller schreiben, analysieren, wieso der Text einem so gefällt und dadurch lernen, wie man selbst einen guten Text schreibt.

Man lernt außerdem kennen, wie es ist, Leser zu sein. So kann man viel besser einschätzen, was ein Leser erwartet und braucht.

Lesen ist im Alltag gar nicht so schwer unterzubringen. Dank der eReader kann man heute ganze Bibliotheken mit in Bus, Bahn, auf Arbeit oder Reise, aufs Klo oder Amt, oder auch mit zum Arzt und ins Bett nehmen.
Natürlich gilt das auch für jedes aktuell gelesene Printexemplar.

Wer kein Buch halten kann, weil grade der Sport oder das Haushalt ruft, oder vielleicht das Kleinkind wieder wie ein Koalabär an einem klebt, der kann seinen Ohren mit einem Hörbuch verwöhnen.

Klaut das Lesen einem die Schreibzeit? Nur, wenn man es zulässt.
Wenn man erst einmal anfängt seine Lesezeit dort zu suchen, wo man ohnehin nicht schreiben kann, dann ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
Und solche Zeit hat jeder, man muss sie nur erkennen.

Montag, 27. Januar 2014

Plottest du noch, oder schreibst du schon?


Es gibt Autoren, die schreiben einfach so drauf los. Von einer vagen Idee geleitet, reihen sie ein Wort an das nächste. Manchmal funktioniert das so, manchmal auch nicht. Und dann stecken sie fest, oder wissen nicht mehr recht, wo es hingehen sollte.
Da hilft natürlich der niedergeschriebene Plot.
Doch auch hier gibt es Unterschiede. Der Plot kann grob sein und nur die wichtigsten Punkte umfassen, oder so detailliert, dass jedes Gespräch und jede Bewegung darin Erwähnung findet.


Ich finde beide Extreme nicht gut.
Ein zu grober Plot lässt Platz für echte Plotlöcher oder lässt den Schreiber einen Widerspruch nicht rechtzeitig erkennen.
Ein zu ausgefeilter Plot birgt aber auch Gefahren. Besonders die Gefahr ständig weiter zu plotten und ewig nicht mit dem wirklichen Roman zu beginnen.
Ich kann nicht jedes kleine Detail plotten, denn meist finde ich mich dann schon beim richtigen Schreiben wieder. Wie viel ich plotte, kann ich gar nicht so pauschal sagen. Das kann recht unterschiedlich ausfallen. Ich plotte so viel, wie nötig ist, damit das Schreiben für mich funktioniert.

Manche Autoren sträuben sich gar, wenn es um das Thema Plotten geht. Sie fühlen sich eingeengt, gezwungen und hegen eine regelrechte Abneigung. Doch auch, wenn sie ohne niedergeschriebenen Plot loslegen, nur mit dem vagen Gefühl für die Handlung, so entwickeln sie diese doch in ihrem Kopf. Auch sie plotten.

Es geht also beim Plotten gar nicht um das "ob", sondern um das "wie".
Die zur Verfügung stehenden Mittel sind zahlreich. Exeltabellen mit der zeitlichen Abfolge, seitenlange Dateien mit Charakterbögen bis ins kleinste Detail, Schreibprogramme wie yWriter oder Scrivener, Boxen voller Karteikarten oder eine Post-It Landschaft an der Pinnwand.
Wichtig ist, dass man eine Methode findet, die zu einem passt und die Menge plottet, die man braucht.

In dem Buch „Writing Fiction for Dummies“ von Randy Ingermanson werden vier Typen von Plottern unterschieden:
Der Drauflosschreiber, der weder plant noch zwischendurch überarbeitet.
Der Editierer, der Szene für Szene entwickelt, schreibt und überarbeitet.
Der Bastler, der ein grobes Grundgerüst geplant hat, dass er während des Schreibens neuen Ideen anpasst.
Der Planer, der den genauen Plot bis ins kleinste Detail vorab anfertigt.

Ich selbst habe mich als Drauflosschreiber versucht und bin gescheitert, denn ich habe mich innerhalb kurzer Zeit dabei zu einem Editierer gemausert und war recht unzufrieden mit meinem Tempo. Heute weiß ich, dass ich zu den Planern gehöre, auch wenn ich es nicht gern zugebe. Hier spielt natürlich wesentlich mit rein, dass ich einen ungeheuren Spaß am Geschichtenbasteln habe und mir das Plotten genauso viel Freude bereitet, wie das Schreiben.
Und hier stoße ich dann auf das Problem des Dauerplottens. Ich habe so viel Spaß, dass ich weiter plotten will. Oder es kommen immer neue Ideen, bessere Ideen, wie die Story laufen kann und ich bekomme das Gefühl, noch nicht mit plotten fertig zu sein. Natürlich könnte ich mit dem Schreiben anfangen, aber dann müsste ich ja bei der nächsten großen Idee alles wieder umschreiben.

Dann gibt es noch Methoden wie die Schneeflocken-Methode, bei der immer weiter ins Detail gegangen wird. Man startet mit einem einzigen Satz, baut daraus einen einzigen Absatz. Dieser Absatz hat dann einen Satz für den Anfang und das Thema des Romans, einen Satz für jede Katastrophe oder Wendepunkt und einen für das Ende. Danach macht man dann aus jedem dieser Sätze einen ganzen Absatz, der genauer von Inhalt des Satzes erzählt. Und so geht es immer weiter ins Detail. Hier kann man zum Dauerplotter mutieren und im Grunde fast ewig weitermachen. Sollte man aber nicht.

Hier also mein Tritt in den Allerwertesten für all die anderen Planer da draußen:
An einem gewissen Punkt muss man sich einfach hinsetzen und den verdammten Roman schreiben.
Idealerweise dann, wenn man das Projekt noch nicht totgedacht hat oder durch das viele Plotten der ganze Spaß noch nicht verflogen ist. Fangt endlich an zu schreiben!

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Freitag, 24. Januar 2014

Verlorene Geschichten? - Zitat der Woche


"There is no greater agony than bearing an untold story inside you." ~ Maya Angelou

Mal davon abgesehen, vor welchem Hintergrund dieses Zitat entstand und von welchen schrecklichen Geschichten dieses Zitat eigentlich spricht, so drückt es doch ganz vorzüglich aus, was viele Schreiberlinge immer wieder fühlen.


Auch mich peinigen nicht erzählte Geschichten. Sogar sehr. Sie wollen raus, sie wollen leben. Doch für einige habe ich nicht die Zeit und für andere nicht die Möglichkeiten, sie frei zu lassen. Wie in dem Post "Warum schreibe ich?" schon erwähnt, bringen mich feststeckende Geschichten schier zum überkochen! Und da ich unmöglich alle Hirngespinste immer zu Papier bringen kann, köchel ich ständig auf kleiner Flamme vor mich hin.

Wenn dieses Zitat also zutrifft, vielleicht ist dann auch das Gegenteil wahr. Vielleicht gibt es keine größere Freude, als seine Geschichten frei zu lassen, in die Welt zu lassen und sie zu teilen, mit Menschen, die sie hören wollen. Und ist das nicht der eigentliche Grund wieso wir es tun? Wieso wir schreiben? Um Geschichten zu erzählen, die gehört werden wollen?

Wir alle haben Geschichten zu teilen. Einige tun es ganz privat, andere schicken ihre Geschichten raus in die Welt, mit ihren gedruckten Namen darauf. Und wenn wir kein Auslassventil für unsere Geschichten haben, dann können sie durchaus zur Qual werden.
Wie viele Geschichten gehen verloren, weil manche nicht die Möglichkeit haben sich auszudrücken, oder weil ihnen niemand zuhört. Es gibt Millionen wunderbare unbekannte Geschichten. Bedeutet das, dass Millionen Menschen in versteckter Qual leben? Sie tun es tatsächlich, doch meist sehen wir da keine Verbindung zu einem Fehlen der Möglichkeit, ihre Geschichte erzählen zu können. Doch vielleicht gibt es da eine.

Es gibt Bücher, die ich niemals schreiben konnte.
Ich nenne sie gern die verlorenen Bücher. Ich habe eine Idee davon, was es für Bücher hätten werden sollen, aber dann gab es irgendwo den Punkt, wo etwas nicht passte oder ich nicht im entferntesten das nötige Fachwissen hatte oder auch schlicht nicht in der Lage war, über eine bestimmte Sache zu schreiben.
Und so habe ich die Ideen fallengelassen.
Manchmal bediene ich mich beim Schreiben meiner aktuellen Geschichten bei Einzelheiten dieser alten Ideen.  Es gibt unter ihnen aber auch jene, die mir nach wie vor sehr am Herzen liegen und die in meinem Kopf weiterhin herumgeistern.
Ich hoffe, dass es mir eines Tages gelingt, eine Möglichkeit zu finden, sie doch noch zu Papier zu bringen.



Montag, 20. Januar 2014

Bloggen - verlorene Schreibzeit oder sinnvolle Beschäftigung?

Ich verbringe jede Woche einige Stunden mit dem Schreiben für mein Blog. Diese Zeit könnte ich natürlich auch nutzen, um an meinem Roman zu arbeiten. Bloggen ist also durchaus eine Ablenkung vom Schreiben.

Es ist eine Ablenkung, die ich brauche.
Ich kann nicht Tag für Tag, Stunde für Stunde über meinem Manuskript hängen, ohne meinem Kopf auch mal eine Auszeit zu gönnen. Das ist natürlich von Autor zu Autor verschieden, doch ich weiß, viele brauchen zwischendurch eine Pause. Wieso diese also nicht zur Blogzeit machen?

Ich genieße diese Art des Schreibens, sie unterscheidet sich erheblich von meiner Art, Romane zu schreiben.
Mir gefällt daran auch, dass ich meine Gedanken und Erfahrungen bezüglich meiner Arbeit niederschreiben kann. Sicherlich könnte ich das auch mit einem Tagebuch erleben. Zum Teil ist dies der Fall, denn viele meiner Blogeinträge entstehen in erster Fassung in meinem geliebten Notizbuch.

Das Bloggen hat dabei aber auch eine soziale Komponente, die mir gefällt.
Meine Erfahrungen sind für andere abrufbar, unterhaltsam und bereichernd. Außerdem besteht die Möglichkeit, mir dazu gezielt Feedback zu geben und sich über diese Themen zu unterhalten.

Nicht zu verachten ist natürlich auch der Werbefaktor, wenn man gedenkt seine Bücher zu veröffentlichen.
Die Leser des Blogs werden zu den ersten gehören, die etwas davon mitbekommen, dass ein neues Buch rauskommt.

Wichtig ist bei all dem natürlich, dass man es schafft, eine gewisse Balance in die Sache zu bringen.
Niemandem ist damit geholfen, wenn er mehr Zeit für das Bloggen aufbringen muss, als er danach noch für seine Bücher übrig hat. Die Schreibzeit und auch die Freizeit sollten gut aufgeteilt sein.

Wenn du als Autor also die Zeit und die Lust hast zu bloggen, großartig! Mach es!
Wenn nicht, dann lass es sein.

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Freitag, 17. Januar 2014

Schreibratgeber, die mir gefallen - Teil 1

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt, Band 1 & 2 - James N. Frey

Hier geht es zur Review von Band 1: Band 1
Während Frey in Band 1 auf die grundlegenden Bausteine eines Romans eingeht, geht er in Band 2 ein wenig mehr ins Detail und betrachtet einige Punkte genauer: Empathie und Identifikation, Spannungsaufbau, noch bessere Figuren erschaffen und natürlich wieder die Prämisse. Er gibt, wie in Band 1, viele Beispiele und am Ende geht es wieder um das Schreiben und den Schreiberling an sich. 
Wer sehr schematische Anleitungen zum Planen sucht, ist bei Frey richtig.



Das Leben und das Schreiben - Stephen King

Ich weiß, hier scheiden sich die Geister, doch ich bin nach wie vor ein begeisterter Leser dieses Buches. Einer der meistgelesenen Autoren unserer Zeit erzählt in diesem Buch von seinem Leben und vom Schreiben. Es ist keine Schritt für Schritt Anleitung, sondern eine besondere Mischung aus sympathischer Autobiografie und einem, wie er es nennt, "Werkzeugkasten" zum Schreiben. Seine Tipps sind immer auf den Punkt, trotzdem versucht er niemandem seine Art zu arbeiten aufzudrücken. Und es ist ein fabelhaftes Werk, um wirklich zu verstehen, wie die Arbeit als Schriftsteller mit dem alltäglichen Leben zusammenhängt.



Von der Kunst des Schreibens - Julia Cameron

Auch dieses Buch ist keine schematische Anleitung zum Schreiben. Cameron erzählt aus ihrem Leben als Schriftstellerin, gibt Hilfe in Problemsituationen, versprüht Inspiration und macht unglaublich viel Mut. Dieses Buch hat mir besonders dabei geholfen, beim Schreiben den Anspruch auf Perfektion außen vor zu lassen und einfach Freude am Schreiben zu haben. 





Kreatives Schreiben - Jürgen vom Scheidt

J. v. Scheidt komprimiert in diesem Buch das Wissen und die Erfahrung aus den vielen Jahren als Leiter diverser Schreibseminare zum Kreativen Schreiben. Es geht von der Geschichte der Schrift, über die Bedeutung des Schreibens für den Menschen zu gezielten Tipps zum Schreiben und zum Umgang mit Blockaden. Es gibt in diesem Buch keinen verklärten Blick auf den kreativen Prozess, keine hochtrabenden Ansichten über das Schreiben. Es ist bodenständig und realistisch und v. Scheidt versteht es, kleine Häppchen Theorie und diverse Schreibtipps in seine Ausführungen einzubauen.


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Rezensionen zu Schreibratgebern auf FederKiel : Schreibratgeber

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Mittwoch, 15. Januar 2014

Warum schreibe ich? - Zitat der Woche


"If I don't write to empty my mind, I go mad." ~Lord Byron


"Warum schreiben Sie?" Oder "Warum schreibst du?" ist wahrscheinlich die am häufigsten gestellte Frage an jeden Autor. Und ich denke, auch der ein oder andere stellt sie sich selbst an einem gewissen Punkt seiner Schreiberitis.



In seiner Nachschrift aus dem bekannten Roman "Der Name der Rose" hat Umberto Eco eine ganz besondere Antwort darauf parat: "Ich habe einen Roman geschrieben, weil ich Lust dazu hatte. [...] Ich hatte den Drang, einen Mönch zu vergiften."

Ganz egal, ob uns die Lust zu morden oder die Lust zu lieben antreibt, wir alle haben unsere Gründe, wieso wir schreiben. Und ich möchte einmal versuchen in Worte zu fassen, wieso ich es tue.

Ich schreibe, weil ich gar nicht anders kann.
Seit ich denken kann, erfinde ich Dinge, Welten, Figuren. Sie purzeln einfach aus mir heraus, wie Regentropfen aus einer vollen Wolke. Schon als Kind wollte ich immer "Erfinder" werden. Und genau das ist es, was ich tue. Ich erfinde.

Schreiben heißt für mich, erschaffen. Ich verleihe einer Idee Leben. Vielleicht ist es mein Bedürfnis als Frau, dies zu tun. Der Prozess fasziniert mich. Er macht Geist zu Materie, Gedanken zu Worten.

Mit dem Schreiben ordne ich. Ich ordne meine Gedanken. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten: Mit dem Schreiben ordne ich mir die Welt.
Schreiben ist langsamer als Denken. Dadurch entschleunige ich meine Gedanken, die zu oft unerträglich rasen.
Niedergeschriebene Ideen jagen mich nicht mehr und ich habe Ruhe. Nicht zu Papier gebrachte Ideen brodeln in mir, wie ein Topf der überkocht. Ich werde unruhig, unzufrieden und schlussendlich krank.

Schreiben ermöglicht mir den Kontakt zu eigenen Teilpersönlichkeiten und die Möglichkeit, diese besser kennenzulernen und zu integrieren. Ich schreibe also, um mich besser zu verstehen.

Die Gründe für das Schreiben sind für jeden anders, und doch irgendwie gleich. Wir alle können oder wollen nicht anders. Uns alle bereichert das Schreiben, und wir bereichern die Welt.


Montag, 13. Januar 2014

Ideenfindung - Geschichten entwickeln sich


Ich frage mich oft, wie es bei anderen Schreiberlingen so läuft, wenn sie eine neue Geschichte entwerfen und Ideen sammeln. Oft lese ich, dass sie dafür spazieren gehen, ein Bad nehmen oder Zeitung lesen.
Ich starre vor mich hin.
Wer mich reglos ins Nichts starren sieht, kann sich sehr sicher sein, dass mein Gehirn grade Höchstleistungen vollbringt. So funktioniert es bei mir am besten. Umso leiser ich bin und umso weniger ich mich bewege, desto schneller rasen die Ideen auf meiner Gedankenautobahn.
Dann sehe ich sie: Meine neue Ideenwelt.


Und dann legt die Geschichte auch nahezu von allein los. Selten muss ich innehalten und angestrengt über ein Detail nachdenken.

So wird dann aus einzelnen Ideen-Bäumen langsam ein ganzer Geschichten-Wald.
Schön dicht und rund läd er zum Spaziergang ein. Hier und da sind spannende Details zu erblicken und es braucht nur noch einen festen, soliden Pfad, damit der Spaziergang zu einem schönen Erlebnis wird.

Wie kommt man aber zu neuen Ideen, wenn einen die Muse partout nicht küssen will?

Zeitung lesen
Täglich passieren die kuriosesten Dinge in der Welt und die Zeitungen berichten darüber. Wer auf der Suche nach einer interessanten Idee ist, ist also gut beraten, einmal die Zeitungen danach zu durchsuchen. Ein Auge sollte man besonders auf die kleinen und kurzen Artikel haben, denn diese beinhalten immer nur die nötigsten Informationen und lassen viel Raum für eigene Ideen.
Wer mag, kann interessante Artikel auch ausschneiden (oder abspeichern, abschreiben) und später mehrere dieser Ideen zu einer verschmelzen.

Umfeld beobachten
Auf der Jagd nach Ideen kommt einem das direkte Umfeld ebenso sehr gelegen. Besonders wenn es um die Entwicklung von Figuren geht. Bei Unterhaltungen kann man wunderbar die Sprechweise für eine seiner Figuren abgucken, oder Gestik und Mimik beobachten. Ob es die Familie zu Hause ist, Bekannte auf einer Feier oder Fremde beim Spaziergang oder beim Einkaufen. Es gibt immer die Möglichkeit eine neue Idee zu entdecken.

Ortswechsel im Kopf
Eine Möglichkeit neue Ideen zu finden ist, sich an einen anderen Ort zu denken, und sich zu überlegen, wie es dort für einen wäre und was man machen würde.
Wer Sci-Fi schreiben will, kann sich gerne einmal vorstellen, er sei in die Zukunft oder auf den Mond gereist. Wie sieht es dort aus? Was würdest du tun?
Oder aber man strebt eine Reise in die Vergangenheit an, wie wäre es vor 100 Jahren gewesen und was würde man erleben wollen in dieser Zeit?
Denke dich in die Berge, auf das Meer, in die Wüste. Was passiert dort mit dir? Jede solcher Gedankenreisen birgt eine Geschichte, die man nur aufschreiben muss.

Sich selbst anders denken
Wem die Reise an andere Orte nicht hilft, der kann in Gedanken einfach mal seine eigene Person abändern.
Wie wäre es, wenn man dem anderen Geschlecht angehörte, was hätte man erlebt, was würde man tun? Oder man ändert sein Alter. Wie war das noch als Kind? Was wird man wohl als Rentner erleben?
Wie wäre es mit einem ganz anderen Beruf gelaufen? Was würde man erleben, wenn man reich wäre oder Superkräfte hätte? Wozu würde man sein Geld oder seine Kräfte einsetzen?
All diese Fragen können zu ganzen Romanideen heranwachsen.

Gruppenarbeit
Gemeinsam Denken ist oft leichter. Andere Menschen haben andere Sichtweisen auf eine Idee, können einem beim Ergänzen helfen, Lücken füllen, oder Denkanstöße geben. Zusammen lässt sich meist einfacher und schneller ein Plot entwickeln. Wichtig ist dabei: Zusammenarbeit steht im Vordergrund, Ideenkritik übt man später.

Grenzen ausreizen
Wieso immer in der Norm schreiben? Für neue spannende Ideen kann man schon mal die Grenzen des Genres ausreizen oder überschreiten. Füge Ideen ein, die nicht in das Genre passen, baue Ideen, die im genauen Gegensatz zu dem stehen, was in dem Genre üblicher Weise zu finden ist.
Oder übertreibe Genretypisches! Und dann spiele mit diesen Ideen, bis sie passen und zu einer guten Geschichte werden.

Hilfe aus der Vergangenheit
So mancher alter Film oder manches altes Buch sind nun alles andere als zeitgemäß und werden kaum noch gesehen oder gelesen. Doch diese Ideen müssen nicht in Vergessenheit geraten. Wie an zahlreichen aktuellen Beispielen zu sehen ist, kann man aus altem Material eine moderne Neufassung machen.
Natürlich kann man sich auch einfach von der Vergangenheit inspirieren lassen, ob nun von alten Büchern und Filmen, alter Musik oder auch alten Zeitungen und Briefen/Postkarten. Die alten Zeiten stecken voller Ideen.

Reizwörter
Hier geht es darum, einen möglichst großen Vorrat von Wörtern anzulegen, im Idealfall Nomen, diese jeweils auf einen kleinen Zettel zu schreiben und dann drei Stück zu ziehen, um daraus eine Geschichte zu formen.
Die Wörter findest du überall, spannende Wörter gibt es auch in der Tageszeitung. 

Meine Idee für dieses Verfahren ist etwas erweitert.
Ich möchte dazu anregen, eine Box für jedes Genre anzulegen, über das man schreiben würde, oder das man als Nebengenre in Erwägung zieht. Also eine Box für Fantasy, eine für SciFi, eine für Liebe und so weiter. Einige Worte können in mehreren Boxen vorkommen, was ab einer gewissen Menge von Wörtern allerdings keine Probleme mehr macht. Beim Ziehen der Reizwörter wird dann auf fünf Zettel erhöht. Die Verteilung hängt ab, von der Gewichtung der gewünschten Genres in der Geschichte. Wer also eine Fantasyromanze schreiben möchte, zieht drei Zettel aus der Fantasybox und zwei aus der Liebesbox. Wer gern eine Sci-Fi-Fantasy Geschichte haben will mit einem Hauch von Horror, kann dann je zwei aus Fantasybox und SciFibox ziehen und einen aus der Horrorbox.
Packe dir aber keine Wörter in die Box, über die du auf keinen Fall schreiben willst. Wenn du aktuell eine große Abneigung gegenüber Vampirromanzen hast, dann hat das Wort Vampir nichts in der Liebesbox zu suchen.

Mind Maps
Hat man Wörter, oder eine vage Idee, vielleicht das Genre festgelegt, dann eignet sich eine Mind Map um Ideen zu sammeln. Dazu schreibt man das entsprechende Wort in die Mitte eines großen Blattes und schreibt alles, was einem dazu direkt einfällt drumrum und verbindet es ggf. mit einem Strich mit dem Ursprungswort. Dann schaut man sich die neuen Stichwörter oder kurzen Sätze an und schreibt um diese herum wieder alles auf, was einem dazu einfällt. So geht man immer weiter vor, bis einem nichts mehr einfällt, oder das Blatt voll ist. So hat man nach kurzer Zeit schon eine Menge Ideen zusammen, aus denen sich die ein oder andere Geschichte ergibt.

Ich wünsche allen viel Erfolg bei der Ideenfindung!

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Freitag, 10. Januar 2014

Schreibtagebuch Eintrag 6: Die Jagd nach dem Plot

Dezember 2010

Langsam steigt der Dampf meines Tees aus dem Becher neben mir empor und ich starre auf das meditative Blinken des Schreibcursor. Meine Finger finden den Weg zur Tastatur, setzen an und ziehen sich dann scheu wieder zurück.

Ich stecke im ersten Kapitel.
Ich stecke zwischen zwei Szenen.
Ich stecke fest.


Es ist ein Gefühl, wie zu Anfang des Buches, bevor ich den ersten Satz schrieb, doch irgendwie auch ganz anders. Ich habe einen Plot, ich habe die Ratgeber gelesen... und ich habe keine Ahnung, was ich hier grade tue.
Was will ich denn in der Geschichte als nächstes passieren lassen? Ich weiß, was ich langfristig vor hatte, wo meine Figur in ein paar Kapiteln sein sollte, doch was jetzt genau als nächstes geschehen soll, habe ich mir weder überlegt, noch kommt die Idee nun von allein angeflogen, wie ich es sonst bei der Ideenfindung gewohnt bin.
Was ist los? Falle ich grade durch die Maschen meines zu grob gestrickten Plans? Stolpere ich nun in meine Plotlöcher hinein und verliere den Schwung?

Ich erinnere mich an einen Ratschlag, den ich gelesen habe. Er besagt, dass man versuchen soll an einer anderen Stelle weiterzuschreiben, wenn man an der aktuellen überhaupt nicht mehr weiter kommt.
Das klingt viel versprechend, diesem Rat möchte ich jetzt folgen. Ich habe da so eine Idee für eine Szene, eine gute Szene.

Ich tappe ein paar Zeilen runter und fange an zu tippen. Es läuft flüssig. Das Treffen der Figuren geht mir gut von der Hand und der erste Wortwechsel ist herrlich lebendig. Und dann nach einem weiteren Absatz ist der längere Dialog da. Das Gespräch, über die Dinge, die passiert sind. Was nun? Ich kann keinen Dialog über Szenen schreiben, die noch gar nicht existieren, deren Inhalt ich gar nicht kenne. Ich könnte das Gespräch als Versuch wahrnehmen, herauszubekommen, was vorgefallen ist. Doch die Ideen spielen Verstecken mit mir.
Ich stecke wieder fest.

Nach einem tiefen Seufzer trinke ich den letzten Schluck meines mittlerweile kalten Tees. Der bittere Geschmack verschmilzt perfekt mit meiner Stimmung.

Ich könnte nun weitere Inselchen aufbauen. Am Ende habe ich dann viele kleine Szeneninseln in meinem Romanmeer, so ganz allein, ohne Brücken oder Fährverbindungen, einsam daliegend und darauf wartend, mit anderen Inseln zusammen einen Kapitelkontinent zu bilden.
Es wird Zeit für Neulandgewinnung, ich muss den Verlandungsvorgang zum Laufen bringen.
Mit anderen Worten: Ich brauche wohl doch einen dichteren Plot.

Zum ersten Mal habe ich etwas über mich als Schreiber gelernt.
Ich bin wirklich kein Drauflosschreiber.
Ich bin ein Planer.

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Zum Anfang: Schreibtagebuch Eintrag 1: Das Schreibtischchaos
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Mittwoch, 8. Januar 2014

Was enthüllt ein Buch über uns? - Zitat der Woche


"Every secret of a writer's soul, every experience of his life, every quality of his mind is written large in his works." ~Virginia Woolf

Von Zeit zu Zeit beschäftigt mich der Inhalt dieses Zitats. Natürlich sind wir nicht alle Virginia Woolf und schreiben so sehr autobiographisch wie sie, doch in diesen Worten steckt eine besondere Wahrheit.



Als Autor stellt man sich nach dem lesen dieser Worte die Frage: Wie viel von mir steckt in meinem Buch?

Auch ich mache mir so meine Gedanken. Wie viele Geheimnisse von mir verraten meine Geschichten? Welche Lebensereignisse können meine Leser indirekt miterleben? Und gefällt mir das wirklich?

Eine mir bekannte Autorin hat vor ein paar Tagen erzählt, dass sie oft gefragt wird, ob sie für die Helden aus ihren Liebesromanen ihren Ehemann zum Vorbild nimmt. Obwohl das nicht der Fall ist, nehmen es viele Leser an.
Ich frage mich auch, ob mir das passieren wird. Wie viele Leute werden wohl glauben, ich würde Familienangehörige zu Figuren meiner Geschichten machen?

Und ich frage mich, wann mir das am weitesten verbreitete Problem begegnen wird: Dass Bekannte mich nicht mit meiner Heldin auseinanderhalten können. Das klingt erstmal komisch, doch ich höre sehr viele Autoren davon berichten. Diskussionen über Taten, Einstellungen und Dialoge, bei denen der Autor immer wieder vergeblich versucht zu erklären: "Das bin nicht ich, das ist meine Romanfigur!"

Hier komme ich wieder zum Anfang: Bin das wirklich nicht ich? Wie viel von mir steckt da doch drin, in dieser Figur, in diesen Worten, in diesen Einstellungen? Ich glaube, es steckt doch meist mehr vom Autor in einer Figur, als er zugeben mag. Nach reifer Überlegung ist mir bei allen meinen Figuren ein Teil von mir eingefallen, der in ihr wiedergegeben wird. Natürlich nicht nur in meinen Helden. Ganz besonders bei schreiben über so manchen Antagonisten kommt dieser seltsame Moment, in dem man innehält und sich fragt: Woah, scheiße, wo kommt das denn her?!

So ganz wohl bei dem Gedanken, dass hier und da vielleicht zu viel reininterpretiert wird, fühle ich mich nicht. Aber das hat man als Autor einfach nicht in der Hand. 

Virginia Woolf spricht mit ihrem Zitat eine wichtige Sache an: Das eigene Werk spiegelt wieder, wer wir sind, wer wir waren und wer wir sein werden.
Wenn wir wollen, dass das Werk und die Figuren Tiefe erhalten, dann müssen wir uns kennen. Wenn wir alle Facetten von uns selbst akzeptieren, dann können auch unsere Figuren facettenreicher werden.
Wenn das eigene Werk wiederspiegelt, wer wir sind, dann müssen wir selbst wissen, wer wir sind, sonst wissen wir gar nicht, worüber wir schreiben.


Montag, 6. Januar 2014

Plotten will gelernt sein

Die meisten Ratgeber empfehlen vor dem Schreiben eines Romans einen Plot anzulegen. Also zu plotten. Doch was bedeutet das?
Laut Wikipedia bedeutet plotten ganz simpel:
Eine Handlung entwickeln.
Der Plot ist also das Handlungsgerüst.

Hier möchte ich den groben Plot vorstellen, oder auch die "Drei-Akte-Struktur" von Syd Field.

Der grobe Plot sieht wie folgt aus:
  • Einleitung: Das Thema wird eingeführt, die Hauptfigur wird eingeführt, das Hauptproblem wird eingeführt
  • Hauptteil: Die Geschichte und Handlung über und bis zur Lösung des Hauptproblems
  • Schluss: Lösung des Hauptproblems
Jeder Akt endet mit einem Wendepunkt und leitet dadurch den nächsten Akt ein, wobei der erste und der dritte Akt jeweils grob ein Viertel und der zweite Akt grob zwei Viertel der Geschichte einnimmt. 

Einleitung
Die Einleitung sollte möglichst kurz und präzise sein, keine langen Beschreibungen, keine unnötigen Hintergrundinformationen. Die Einführung der Figur und des Problems stehen im Vordergrund und sind wichtig, um dem Leser klar zu machen, um was es geht. Für diverse Informationen ist später noch Zeit und Platz genug.

Die Hauptfigur ist die handelnde und tragende Figur in der Geschichte und durchlebt in Zuge der Handlung eine Entwicklung. Es ist wichtig, dass die Hauptfigur gut ausgearbeitet und durchdacht ist, um dem Leser Möglichkeiten zur Identifikation zu geben und die Figur glaubwürdig erscheinen zu lassen. Das beinhaltet Aussehen, Fähigkeiten, Wünsche und Ängste, Gesten, Mimik und Sprechweise und besonders die bisherige Lebensgeschichte. Das Anlegen von Charakterbögen ist ein gutes Hilfsmittel.
Mehr dazu: Charaktere, die treibende Kraft

Die Hauptfigur braucht weiterhin einen Grund, wieso sie das Hauptproblem lösen will. Niemand nimmt sich freiwillig eines Problems an, wenn nicht etwas auf dem Spiel steht, also ein Grund zum Handeln existiert. Dieser Grund sollte dem Autor immer klar sein.

Ohne Hauptproblem auch keine funktionierende Geschichte. Hauptprobleme in Romanen sind üblicher Weise:
  • Abenteuergeschichte: Lösung des großen Rätsels oder Finden des Schatzes
  • Krimigeschichte: Lösung des Mordfalls oder Diebstahls
  • Liebesgeschichte: Zusammenfinden der Liebenden oder Eroberung einer Person
  • Dramengeschichte: Überleben der Katastrophe
Problem, Figur und Grund zum Handeln sind nötig für den Plot. Das Auftauchen des Hauptproblems sorgt für die erste Wendung der Geschichte.

Hauptteil
Nun kommt der Lösungsweg. Dieser darf nicht gradlinig sein. Wenn man sich den richtigen, graden Lösungsweg überlegt hat, dann sollte man an den falschen Wegen arbeiten, die die Figur einschlagen könnte und auch wird, um am Ende zur richtigen Lösung zu finden.
Falsche Wege, Hindernisse, sind nötig, um die Geschichte spannend zu machen. Im Leben läuft selten alles so, wie geplant.

Die Hauptfigur braucht Konkurrenten, die das gleiche oder gegenteilige Ziel haben wie sie selbst. Weiterhin sollte man sich Gedanken machen über Ängste und Probleme der Hauptfigur, die der Lösung des Hauptproblems im Weg stehen könnten.
Ein Protagonist braucht einen Antagonisten. Dieser kann also eine Person sein, oder ein innerer Gegenpart.
So wird die Hauptfigur mit Hindernissen konfrontiert, die im Laufe der Geschichte die Auflösung des Hauptproblems immer schwerer machen. Dies gipfelt meist in einem Tiefpunkt, der die Hauptfigur dazu veranlasst weitere Kräfte zu mobilisieren, umzudenken oder sich Hilfe in Form von Personen oder Informationen zu holen. Manchmal kommen diese Personen oder Informationen auch von außen auf die Hauptfigur zu. Hat diese dann die entscheidenden Informationen zur Problemlösung, kommt es zu einer weiteren Wendung der Geschichte.

Schluss
Fehlt noch das, für den Leser befriedigende, Ende. Die Lösung des Hauptproblems im Höhepunkt der Geschichte. Bis zu diesem Höhepunkt sollte die Spannung und Geschwindigkeit der Geschichte nun aufrecht erhalten werden.
Für den Schluss sollte man überlegen, was der Leser erwartet und diese Version abändern. Das Ende sollte zwar zufriedenstellend sein, jedoch nicht zu vorhersehbar.
Ein wichtiger Punkt ist ebenfalls, wann man die Geschichte enden lässt. Nicht selten schreibt ein Autor über den eigentlichen Schluss der Geschichte hinweg und trägt den Leser zu einem Teil des Lebens der Hauptfigur, der gar nicht mehr zum Hauptproblem und dessen Lösung gehört. Also Augen auf, und am Ende nochmal genau hinschauen.

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Freitag, 3. Januar 2014

Madita liest: "Auf die Länge kommt es an"

"Auf die Länge kommt es an" - Florian Meimberg

Florian Meimberg, ursprünglich in der Werbebranche tätig, dreht heute als Regisseur Werbespots, Imagefilme, Virals und Musikvideos. Mit seinem Twitter Account TINY TALES gewann er 2010 den Grimme Online Award. Diese sehr kurzen Kurzgeschichten gibt es seit 2011 auch in Buchform und wer das Buch noch nicht hat, der sollte es sich zulegen.

Ich habe schon einige Bücher mit Kurzgeschichten gelesen, doch ein Buch wie dieses ist mir bisher nicht begegnet. Die Geschichten sind extrem kurz, genauer gesagt 140 Zeichen lang, denn mehr Platz hat man bei einem Tweet nicht zur Verfügung. Diese Einschränkung schmälert die Qualität der Geschichten jedoch überhaupt nicht, sondern lässt sie zu einer verdichteten Form zusammenschrumpfen, deren Pointe und Raffinesse sich meist erst mit dem letzten Wort zeigt. Dies macht jede kleine Geschichte interessant und auch spannend. Trotz der Kürze sind die Geschichten recht komplex und verlangen eine gewisse Kopfarbeit.


Es ist faszinierend, wie drei oder vier sehr kurze Sätze ganze Filme und Welten vor dem inneren Auge erschaffen können und erstaunlich, was so ein paar Sätze auszusagen vermögen.
Die Geschichten sind amüsant, spannend, bitterböse oder verwirrend. Einige Geschichten sind auch unterschiedlich zu deuten und öfter muss man innehalten und nachdenken, um alles voll zu verstehen. Das Buch beinhaltet ein breites Spektrum an Themen, so dass es nie langweilig wird. Besonders für Lesemuffel ist dieses Buch die richtige Wahl, denn alle Geschichten am Stück zu lesen muss und sollte nicht sein. Man kann es immer wieder zur Hand nehmen oder auch mal länger liegen lassen.

Die Geschichten sind in verschiedene Kategorien eingeteilt, die zusammen ein Kapitel ergeben. Das Buch beginnt mit der Kategorie "Anfang" und endet mit "Ende". Sowohl die erste als auch die letzte Geschichte handelt interessanter Weise von Gott.

Den Auftakt macht folgende kleine Geschichte:
"War das wirklich ich?", fragte Gott, und der Kater hämmerte in seinem Kopf. "Allerdings", grinste der Teufel. "Es dauerte 6 Tage."

Mich haben die Geschichten sehr angeregt und sowohl zum schreiben solcher Kurzgeschichten animiert als auch dazu gebracht, die ein oder andere seiner Geschichten weiterzuspinnen.

Das Buch ist schon fast ein kleines Kunstwerk. Ein erfrischendes Konzept, von dem ich gern mehr sehen und lesen möchte.

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Mittwoch, 1. Januar 2014

Urlaub? - Zitat der Woche


"A writer never has a vacation. For a writer life consists of either writing or thinking about writing". ~Eugene Ionesco

Für mich haben sich diese Worte auch im aktuellen Dänemarkurlaub wieder bewahrheitet.





Natürlich habe ich dazu nicht unwesentlich beigetragen, denn mein Laptop und mein Notizbuch sind mit mir auf Reisen gegangen. Ich habe jedoch das vage Gefühl, dass ich auch ohne mitgebrachte Utensilien schnell zu Papier und Stift gegriffen hätte. Dies hat mich die Vergangenheit oft gelehrt. Aus dem Grund sind besagte Gegenstände überhaupt mitgekommen.

Außerhalb meiner vier Wände gibt es so viel Neues zu entdecken, dass sich mir unweigerlich die Ideen für neue Romane oder neue Charaktere aufzwingen. Sie verfolgen mich, sie häufen sich an, bis die Last irgendwann so erdrückend ist, dass ich sie niederschreiben muss um mir Luft zu machen.

Am Ende ist das Schreiben im Urlaub ja doch keine lästige Beschäftigung, sondern etwas, das man gern tut. Etwas, das man sogar lieber tut. Lieber, als diverse Urlaubsaktivitäten, die sich hier so bieten. Sei es der Ausflug oder das Schwimmen im Pool, irgendwann erwische ich mich doch wieder bei dem Gedanken: "Eigentlich würde ich jetzt lieber schreiben."