Mittwoch, 4. März 2015

Kreativitätstechniken Teil 1 - Techniken für Einzelkämpfer


Kreativität ist wichtig für uns Autoren. Wer viele Bücher oder Artikel schreiben will, braucht immer wieder neue Ideen. Das ist gar nicht so einfach. Manchmal fällt es doch schwer auf Ideen zu kommen, die einen wirklich begeistern oder diese so auszubauen, dass auch ein längerer Text daraus wird.

Um den Ideen auf die Sprünge zu helfen gibt es aber viele tolle Techniken und ich denke, auch für Sie ist etwas dabei. Alte Denkmuster und Routinen für die Ideenfindung zu verlassen erfordert manchmal einfach nur Mut - Mut etwas Neues zu probieren.
Ich möchte hier auf FederKiel in den nächsten Wochen verschiedene Kreativitätstechniken vorstellen, sowohl für Einzelpersonen, als auch für Schreibgruppen. Einige davon sind Ihnen sicherlich ein Begriff, andere sind eher unbekannt. Einen Versuch sind sie alle wert, denn dahinter versteckt sich auch eine Menge Spaß.



Mindmapping

 

Beginnen wir mit einer Technik die jedem bekannt sein wird, denn auch in den Schulen werden sie sehr gern genutzt: Die so genannten Mindmaps oder Gedankenlandkarten.
Das schöne daran ist, dass die Ideen dabei einfach und übersichtlich strukturiert und zum leichteren arbeiten visualisiert werden können. Die meisten Menschen lernen und denken leichter, wenn sie etwas bildhaft vor sich haben. Das ist hier in Form einer Baumstruktur aus Schlüsselworten möglich.

Für viele ist diese Technik ein so alter Hut, dass sie sich gar nicht daran versuchen. Das ist sehr schade, denn sie ist so einfach und hat viel Potenzial. Ich selbst nutze sie immer zu Beginn eines Projekts - egal ob Buch oder Artikel - um den Umfang des Themas und die ganzen Möglichkeiten darzustellen.

Sie brauchen dafür nichts weiter als einen Stift und ein größeres Blatt Papier. Für Gruppen empfehle ich Tafel/Whiteboard/Flipchart.
  • Legen Sie das Papier im Querformat auf eine feste Unterlage und schreiben Sie das zentrale Thema, zu dem sie die Mindmap erstellen wollen, in die Mitte des Blatts. Sie könne auch ein Symbol verwenden. Symbole visualisieren noch besser, als ein geschriebenes Wort.
  • Zu diesem zentralen Stichwort schreiben Sie Unterpunkte auf. Alle Assoziationen und Ideen, die Ihnen in den Sinn kommen. Platzieren Sie diese Unterpunkte um das zentrale Stichwort herum und verbinden Sie jeden Unterpunkt mit einem Strich zur Mitte. Jetzt haben sie so etwas wie eine Ideen-Sonne. Auch hier können Symbole helfen. Verwenden Sie für die Übersichtlichkeit nur Stichworte, keine langen Sätze.
  • Von diesen Stichpunkten lassen Sie wieder neue Assoziationen und Ideen abgehen, die Ihnen zu diesen Unterpunkten kommen. So verfahren Sie weiter, bis Ihnen die Ideen oder der Platz ausgeht. Dadurch enstehen Ideen-Äste, die von der Themenmitte heraus wie eine Art Baumkrone abzweigen. Ich empfehle Ihnen nun verschiedene Farben zu verwenden, um zusammengehörige Punkte und Äste als ein Ideenbereich zu kennzeichnen. Sie können alle Stichpunkte z.B. mit farbigen Kreisen umranden, oder farbig unterstreichen. Bunt ist immer einprägsamer als eine einfarbige Mindmap und es fällt so leichter logische Zusammenhänge herzustellen.

Die Vorteile dieser Technik sind die Einfachheit und die bildhafte Darstellung. Außerdem die Zerlegung eines großen Themas in Unterthemen, die durch unterschiedliche Farben nun klar umrissen sind. Es ist leicht zu sehen, zu welchen Themen es viele Ideen gibt und wo Lücken vorhanden sind.
Hier habe ich selbst eine Mindmap benutzt (die alles andere als perfekt ist): Von Stichpunkten zum Plot


Free Writing 

 

Das Free Writing eignet sich besonders für all die, die gern einfach losschreiben ohne sich viele Gedanken zu machen. Beim Free Writing geht es um das Schreiben ohne dabei zu reflektieren, zu bewerten oder nach der perfekten Formulierung zu suchen. Es geht nur um Ideen. Deshalb ist es auch gut dafür geeignet Ideen für ein Buch oder einen Artikel zu entwickeln.

Beim ursprüngliche Free Writing ging es um das ziel- und themenlose Schreiben. Es diente dazu, überhaupt zu einem Schreibthema zu finden. Heutzutage wird beim Free Writing vorher meist ein Stichwort, ein Satz oder eine Fragestellung notiert. Oder es wird ein Bild verwendet, zu dem geschrieben werden soll.
Die Regeln sind einfach:

  • Setzen Sie sich vor ein leeres Blatt Papier und wählen Sie ein Thema, eine Frage oder ein Bild aus, zu dem sie Ideen sammeln wollen.
  • Stellen Sie auf einer Stoppuhr Ihr Zeitlimit ein. Für den ersten Versuch empfehle ich 5 Minuten, später können Sie gern auf 20 Minuten erhöhen, wenn Ihnen das Free Writing gut gefällt.
  • Sie starten die Uhr und beginnen zügig zu schreiben. Machen Sie keine Pausen! Der Stift wird bei dieser Technik nicht abgesetzt. Jeder Einfall soll von Ihnen notiert werden. Das Schreiben ohne Unterbrechungen dient dazu, zu verhindern, dass Sie den bisherigen Text lesen oder zu viel über die Form nachdenken.
  • Achten Sie nicht auf Grammatik oder Schreibstil. Niemand wird Ihren Text lesen. Sie dürfen nichts löschen oder korrigieren. Es ist nicht schlimm, wenn sie Unsinn aufschreiben.
  • Falls Ihnen nichts mehr einfällt und die Idee grade auf sich warten lässt, schreiben Sie trotzdem weiter! Wiederholen Sie die letzten Worte, schreiben Sie "mir fällt nichts ein" oder "ich bin genervt/froh", schreiben Sie das Thema oder die Fragestellung wiederholt auf oder machen sie nur wellenförmige Linien, bis der nächste Einfall vorbeikommt.
  • Wenn die Zeit um ist, beenden Sie ihren aktuellen Gedanken und legen Sie den Stift weg. Greifen Sie nun zu farbigen Markern und unterstreichen Sie Passagen und Sätze, die gute Ideen beinhalten.


Walt-Disney-Methode

 

Diese Methode ist eine Art Rollenspiel. Sie eignet sich für kleine Gruppen aber auch für eine Einzelperson, da es eine sehr einfache Variante eines solchen Rollenspiels ist.
Es wird hier mit drei Blickwinkeln gearbeitet, aus denen eine Frage oder eine Idee beleuchtet wird. Ursprünglich hießen sie "Träumer, Realist und Kritiker", heute nennt man den Realisten lieber "Macher".

Für diese Technik nehmen Sie nacheinander diese drei Rollen ein. Die Reihenfolge sollte immer eingehalten werden, um den Ideen des Täumers eine echte Chance zu geben. Der Kritiker darf erst am Schluss drankommen.

  • Träumer: Sie beginnen mit dem Träumer. Sie sind jetzt chaotisch und begeisterungsfähig - ein Visionär! Sie sprechen alle Wünsche und Ideen zum Thema einfach ungefiltert aus, ohne Logik, Regeln, oder Traditionen zu berücksichtigen. Denken Sie groß! Was kann Ihre Idee? Zu was kann sie werden? Welche Möglichkeiten sehen Sie? Was können Sie alles einbauen?
  • Macher: Als nächstes werden Sie zum Macher. Sie sind nun realistisch und pragmatisch. Sie konzentrieren sich auf das Machbare. Falls die Ideen des Träumers umgesetzt werden würden, was bräuchten Sie dafür? Wie lange würde es dauern? Wieviel würde es kosten? Welche Schritte wären nötig? Geben Sie den Ideen des Träumers hier eine Chance! So absurd Ihre Antworten auch sein mögen, denken Sie ernsthaft einmal über die Umsetzung der Ideen nach.
  • Kritiker: Nun werden Sie zum Kritiker. Sie hinterfragen nicht nur die wirkliche Machbarkeit, sondern auch die Qualität der Ideen. Suchen Sie nach Fehlern! Prüfen Sie und verbessern sie nach realistischen Maßstäben die Ideen, die sich Träumer und Macher überlegt haben.

Wenn Sie Probleme haben, diese Rollen einzunehmen, machen Sie es wie Walt Disney und wählen Sie drei verschiedene Stühle, auf die Sie sich dafür setzen. Oder nehmen Sie jeweils eine andere Haltung ein: Als Träumer liegen sie auf dem Rücken, als Macher stehen Sie auf und laufen herum und als Kritiker setzen Sie sich an Ihren Schreibtisch.


Zufallstechniken


Hier gibt es viele Varianten. Bei allen geht es darum, Ideen durch zufällige Wörter oder Bilder zu erzeugen. Beliebte Beispiele sind:
  • Die Katalog-Technik: Sie nehmen hier einen Warenkatalog zur Hilfe und schlagen ihn auf einer beliebigen Seite auf. Was Sie dort sehen nutzen Sie als Ideenquelle oder versuchen daraus eine Lösung für Ihr Problem abzuleiten. Sie können versuchen die Dinge aus dem Katalog in ihre Geschichte aufzunehmen. Wo wäre Platz dafür in Ihrem Buch? Was könnte damit geschehen?
  • Die Lexikon-Technik: Hier suchen Sie blind aus einem Lexikon mehrere Wörter und leiten von diesen Wörtern Ideen ab. Sie können auch versuchen diese Wörter zu einer Geschichte zu verbinden oder in Ihr Projekt einzubauen. Ganz ähnlich ist das Reizwortglas, das viele Autoren nutzen, um aus mehreren gezogenen Zetteln mit je einem Wort drauf eine Kurzgeschichte oder Romanidee zu entwerfen. (Hier können Sie meine erweiterete Idee für diese Reizwörter-Ziehung lesen: Ideenfindung )
  • Die Bisoziationstechnik: Hier suche Sie bewusst Wörter und Bilder aus, die so wenig wie möglich mit Ihrem eigentlichen Projektthema zu tun haben. Dann versuchen Sie diese Wörter und Bilder mit Ihrem Projekt zu verbinden.
Auf dem Zufallsprinzip beruht auch meine Ideenfindung hier: Ideenfindung einmal anders - Bücher-Dart in der Stadtbibliothek


Semantische Intuition


Bei der Semantische Intuition geht es darum, aus zusammengesetzten Wörtern neue Ideen zu generieren. Sie eignet sich besonders für Produktideen, aber ich sehe sie auch als Chance für außergewöhnliche und kurze Buchtitel oder neue Begriffe für eine Fantasywelt.

Sie legen für diese Technik eine Liste mit Wörtern an, die aus dem Themenbereich ihres Projekts stammen. Dann nehmen sie zwei Wörter aus dieser Liste und setzen beide zu einem neuen Wort zusammen. Was kann sich hinter diesem neuen Wort verbergen? Welche spontanen Ideen haben Sie dazu?

Nicht jede Wortkombination wird eine verwertbare Idee bringen. Sie sollte die Liste entsprechend groß machen. Manchmal lohnt es auch die Reihenfolge der Wörter zu tauschen, also umzudrehen - So wäre das Wort "Drachenblut" keine neue, spannende Idee, aber ein "Blutdrache" könnte durchaus zu einer werden.


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Hier geht es zu Teil 2: Kreativitätstechniken Teil 2 - Techniken für Gruppen

Hier geht es zu Teil 3: Kreativitätstechniken Teil 3 - Fragetechniken

Haben Sie eine Technik ausprobiert? Erzählen Sie mir doch, wie es für Sie war und was dabei herausgekommen ist!




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