Samstag, 1. März 2014

Schlecht schreiben, eine Kunst? - Zitat der Woche


Ernest Hemingway schrieb einmal "The first draft of everything is shit."

Ob das tatsächlich für alle Autoren gilt, ich denke da an die vielen Perfektionisten, ist fraglich, doch für mich sind diese Worte herrlich beruhigend, wenn mich plötzlich mal wieder die Selbstzweifel überkommen.



Ihr kennt das sicherlich.
Ihr fangt an zu schreiben. Ein, zwei Sätze gehen noch gut von der Hand und plötzlich beginnt der Schreibfluss zu stocken. Vielleicht sind es Zweifel an einem Wort, einer Schreibweise, dem Satzbau. Ihr lest den letzten Satz und irgendwie klingt das grade Geschriebene für euch schlecht.
Gestern lief es doch noch so gut, denkt ihr euch und überfliegt den letzten Absatz, den ihr am Abend zuvor noch runtergetippt habt. Auch der ist nicht so grandios, wie ihr ihn in Erinnerung habt.
Das ist der Moment, in dem ich am liebsten, erfüllt von Panik und Scham, unter die Bettdecke kriechen möchte, um mich von Selbstzweifeln auffressen zu lassen, doch stattdessen denke ich an Hemingways Worte und atme einmal ganz tief durch.

Der erste Entwurf muss nicht perfekt sein!
Es geht dabei einzig darum, die Idee für seine Geschichte auf das Papier zu bringen und damit das auch problemlos gelingt, muss man irgendwie dafür sorgen, dass der nervige innere Kritiker die Klappe hält.
Mir gelingt das nicht immer. Häufig sitzt er beim Schreiben hinter mir und flüstert mir ins Ohr. Ich tue so, als würde ich ihn nicht hören. Er ist sowieso nie zufrieden.

Einfach so zu schreiben, ohne sich von Zweifeln beirren zu lassen und flüssig Wort für Wort auf das Papier zu bannen ist eine Kunst. Es ist eine Kunst, die es zu erlernen gilt, wenn man schnell und effektiv Bücher schreiben und Deadlines einhalten will. Die Kunst, schlecht zu schreiben.

Um sie zu erlernen, muss man sich zuerst einmal selbst erlauben, schlecht zu schreiben und sich verbieten, das Geschriebene ständig nochmal zu lesen. Wer das nicht kann und doch regelmäßig einen Blick riskiert, dem kann es helfen, das bereits Geschriebene abzudecken, den Bildschirm abzuhängen oder ganz auszuschalten.

Ziel ist der fertige erste Entwurf, so beschissen er auch sein mag. Hauptsache ist, er wird geschrieben. Hierzu zwei meiner Lieblingszitate:
  • "First drafts don't have to be perfect. They just have to be written."
  • "You might not write well every day, but you can always edit a bad page. You can't edit a blank page." ~Jodi Picoult

Wenn die Rohfassung fertig ist, fällt es in der Regel leichter Fehler und Schwächen zu erkennen und zu beseitigen.

Einfach zu schreiben, schlecht zu schreiben, ist gar nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick klingt. Es erfordert Übung, den Kritiker in Schach zu halten und wahrscheinlich wird es nicht beim ersten Versuch gelingen. Doch mit etwas Übung fällt es nach einiger Zeit immer leichter und das freie Schreiben gelingt.



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