Dienstag, 16. Juni 2015

Schreiben mit Baby und Kleinkind - Improvisation ist alles


Für das Interview mit mir auf dem Blog von Anna Thur habe ich vor ein paar Wochen festgehalten, wie meine Tages- und Wochenplanung aussieht. >Hier zu lesen<

Als Mutter mit einem Kleinkind zu Hause unterscheidet sich mein Tag natürlich sehr vom routinierten Schreibtag eines Autors, der seine Tagespunkte auf die Minute genau planen kann.

Wer schon einmal versucht hat zu Hause zu arbeiten - und damit meine ich wirklich konzentriert etwas zu schaffen - während ein Kleinkind im selben Raum (oder auf dem Schoß) spielt, der mag sich jetzt fragen, wie ich überhaupt ein Buch oder einen Blogbeitrag fertig bekomme.

Genau darüber möchte ich heute auf FederKiel schreiben und damit vielleicht der ein oder anderen verzweifelten Mama (oder natürlich auch einem Papa) Mut machen.



Planung ist nicht Alles


Improvisierter Arbeitsplatz auf dem Sofa
Als erstes einmal: Ja, Planung ist wichtig.
Ohne Planung geht gar nichts, aber kaum etwas wird wirklich einmal so klappen, WIE Sie es planen.
So ist das mit Kindern und wer das akzeptiert und drumherum arbeitet, der hat quasi schon gewonnen.
Den schlimmsten Fehler, den Sie machen können, ist der, sich zu sehr auf die geliebte Planung zu versteifen, sich übelst zu ärgern und dann alles hinzuschmeißen.

Diese miese Laune ist schlecht für ihre Gesundheit, schlecht für Ihre Motivation und schlecht für Ihre Kreativität. Ihre Kinder werden es merken und Ihre Laune reflektieren.
Ihr Schreibtag ist damit gelaufen.

Wenn etwas gar nicht so läuft wie geplant und vielleicht sogar Ihre komplette Schreibzeit verloren scheint, haben Sie natürlich alles Recht der Welt sich darüber zu ärgern.
Ärgern Sie sich kurz und laut und dann denken Sie nach!
Sich zu ärgern wird nichts an den geplatzten Plänen und Ihrer verlorenen Schreibzeit ändern.
Der einzige, der jetzt noch etwas ändern kann sind Sie: Sie können improvisieren!

Jeder Mensch kann das - die einen besser, die anderen schlechter.
Aber keine Sorge, jeder kann es lernen.
Auch Sie können zum Improvisations-Genie werden!
Wenn Sie es denn wollen.


Sie müssen es wirklich wollen!


Das ist der Knackpunkt. Sie müssen es wollen. Sonst wird es niemals funktionieren.

Es ist passiert: Ihre Schreibzeit ist verloren, Kinder und Partner haben durch unerwartete Wünsche und Termine den Tagesplan komplett über den Haufen geworfen. Weitere Zwischenfälle machen das Einhalten ihrer geplanten Zeiten unmöglich. Ihre Schreibzeit ist so gut wie verloren.

Was nun? Improvisieren und Ihre Schreibzeit retten!
Dafür ist keine Zeit übrig? Doch, wenn Sie dafür andere Punkte streichen.
Hier zeigt sich dann:
Ist Ihnen das Schreiben wichtig genug, um Punkte Ihrer To-Do-Liste auf die Folgetage zu verschieben? Sie müssen es wirklich wollen!
Sind sie vielleicht zu träge und bequem, um schnell umzuplanen und doch noch Schreibzeit herauszukratzen? Ist das Schreiben Ihnen wichtig genug, um solche Umständlichkeiten auf sich zu nehmen? Sie müssen es wirklich wollen!


Improvisieren ist nötig


So wie jetzt, lief es bei mir nicht von Anfang an.
Auch ich habe erst lernen müssen mich anzupassen. Es gab viele Frustmomente und viel selbstgemachten Stress, aber das Wichtigste war nicht aufzugeben. Ich wollte es wirklich schaffen.

"Wer etwas wirklich schaffen will, der findet einen Weg. Alle anderen finden Ausreden."

Der erste Schritt war für mich, zu erkennen und zu akzeptieren, dass Anpassen und Improvisieren nötig waren, um endlich etwas zu schaffen.
Natürlich kann man das Glück haben, dass Familienangehörige und auch der Partner einspringen und das Kind für mehrere Stunden übernehmen, doch dieses Glück hat nicht jeder und wer es hat, der kann nicht erwarten, dass es regelmäßig so läuft.

Ich habe dieses Glück nicht und ich wollte nicht weiterhin nur dasitzen und mich den Umständen ausgeliefert fühlen.

Anstatt mich darüber zu ärgern, dass ich meine Zeiten nicht fest planen konnte und traurig zu sein, über all die Momente, in denen es mir nicht möglich war zu schreiben, habe ich gezielt darüber nachgedacht, in welchen Momenten ich eigentlich schreiben KÖNNTE.

Und das waren dann eine ganze Menge.
Wenn man erstmal anfängt ganz kreativ darüber nachzudenken, in welchen Situationen man Schreiben könnte, kommen immer mehr Ideen dazu.

Zugegeben: Manche sind anstrengend, manche sind umständlich und manche einfach nur ungewohnt - doch alle sind MÖGLICH.



Der Griff zu Stift und Papier

Schreiben auf der Spieldecke mit Kind

Mein nächster Tipp: Befreien Sie sich von der Vorstellung in völliger Stille am PC zu schreiben.
Auch wenn das die Idealsituation ist, so ist sie für eine schreibende Mutter mit Baby und Kleinkind einfach zu unwahrscheinlich, um weiter an ihr festzuhalten.

In vielen Alltagssituationen könnten Sie schreiben, wenn Sie sich auf das Schreiben mit Stift und Papier einlassen. Es gibt viele Gründe, wieso Sie es einmal damit versuchen sollten, aber der wichtige Grund, um den es jetzt geht ist: Mobilität und Schnelligkeit.

Stift und Papier können Sie überall dabei haben, sie können es in allen erdenklichen Positionen halten und es muss nicht erst angeschaltet und hochgefahren werden.

Auch ein Tablet wäre eine Möglichkeit, doch viele kurze Schreibmomente mit Kindern sind schon wieder vorbei, wenn Tablet und Schreibprogramm endlich einsatzbereit sind. Würde ich mich beim Schreiben nur auf technische Geräte einlassen, dann hätte ich vielleicht die Hälfte meiner Texte nicht geschrieben.


Wo schreibe ich?


Die Antwort ist leicht: Wo und wann ich kann!

Ich schreibe am Schreibtisch.
Ich schreibe auf dem Sofa oder am Sofatisch.
Ich schreibe beim Essen.
Ich schreibe auf dem Klo.
Ich schreibe beim Kochen neben dem Herd.
Ich schreibe auf dem Bett - ob morgens nach dem Aufwachen, mittags mit dem Kind oder abends im Dunkeln.
Ich schreibe auf der Spieldecke - während KiKa läuft und die Autos und Bauklötze neben mir klappern.
Ich schreibe auf dem Spielplatz.
Ich schreibe beim Spazierengehen auf dem Dach des Kinderwagens.
Ich schreibe im Auto oder in Bus und Bahn.

Ich habe eine Art Sport daraus gemacht, in den seltsamsten Momenten zu schreiben.
Ich amüsiere mich über jede neue Idee, die tatsächlich funktioniert und habe richtig Spaß dabei.


Wie plane ich?


Ich habe es eingangs bereits erwähnt: Planung ist wichtig, aber nichts läuft nach Plan.

Starre Planung mit genauen Zeitangaben funktioniert für mich nicht.
Sobald ich nach festen Zeiten plane bricht der Stress aus. Mein Kind isst sein Mittag nunmal nicht pünktlich auf die Minute und braucht dann auch mal länger, als von mir gedacht. Oder das Anziehen und Spielzeug einpacken dauert wieder eine Ewigkeit. Beim Einkauf muss unbedingt noch im Laden mit den Spielzeugautos gehalten werden, sonst ist der Weltuntergang nahe.
Mütter wissen sicher, wovon ich hier spreche. All diese Dinge sind nicht schlimm, wenn man ihnen entspannt begegnet. Doch mit einem strengen Zeitplan ist entspannt bleiben schwer.

Also plane ich meinen Tag grob.
Als erstes ist mein Tag unterteilt in vier Abschnitte:
Vormittags-Zeit, Mittagsschlaf-Zeit, Nachmittags-Zeit und Abendstunden.
Erledigungen des Tages werden von mir in die passenden Abschnitte sortiert.
Einkaufen und Sport erledige ich gern ganz früh, Schreiben und Zeichnen sind Dinge, die am besten gehen, wenn mein Kind schläft.
Hier hat sich das markieren mit verschiedenen Farben für die vier Zeitbereiche bewährt.

Dann habe ich die Master-Liste. Eine To-Do-Liste, auf der nur die wirklich wichtigsten Punkte stehen. Gern auch mit dem Fälligkeitsdatum in rot dahinter.
Diese Liste ist immer gut sichtbar auf meinem Schreibtisch platziert.

Nun muss ich noch die ganzen weniger wichtigen Punkte, die andere Leute auf ihre To-Do-Listen schreiben, irgendwie planen und unterbringen.
Dafür nutze ich einen länglichen Tischkalender, der pro Seite eine Woche zeigt.
Sie kennen die sicher. Sieben Tage nebeneinander, mit ein paar Zeilen pro Tag Platz.
Als erstes werden die dringenden Termine der Master-Liste auf die Tage verteilt.
Danach kommen erstmal persönlich wichtige Dinge.
Ich halte diese Vorgehen für wichtig, denn sonst kommen diese Dinge IMMER zu kurz. Dazu gehören besondere Unternehmungen mit meinem Kind und auch das Schreiben!
Erst dann werden andere Erledigungen eingetragen.
Und wenn die Zeilen für einen Tag voll sind, dann ist der Tag VOLL.
Punkte, die noch übrig sind, müssen in eine freie Zeile eines anderen Tages ziehen und warten.

So stelle ich sicher, dass ich mir meine Tage nicht zu voll packe, aber trotzdem alle wichtigen Punkte erledige.


Sie sind auch Mutter oder Vater und würden gern mehr schreiben?
Versuchen Sie es:
  • Planen Sie, aber halten sie nicht stur daran fest. Planen Sie einmal anders!
  • Machen Sie sich klar, dass Sie es wirklich schaffen wollen!
  • Überlegen Sie, in welchen Alltagssituationen Sie schreiben könnten - seien Sie kreativ!
  • Besorgen Sie sich gute Notizblöcke und Stifte.
  • Und gehen Sie das Vorhaben entspannt und mit Humor an.

Schreiben auf dem Bett
 
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