Montag, 13. Januar 2014

Ideenfindung - Geschichten entwickeln sich


Ich frage mich oft, wie es bei anderen Schreiberlingen so läuft, wenn sie eine neue Geschichte entwerfen und Ideen sammeln. Oft lese ich, dass sie dafür spazieren gehen, ein Bad nehmen oder Zeitung lesen.
Ich starre vor mich hin.
Wer mich reglos ins Nichts starren sieht, kann sich sehr sicher sein, dass mein Gehirn grade Höchstleistungen vollbringt. So funktioniert es bei mir am besten. Umso leiser ich bin und umso weniger ich mich bewege, desto schneller rasen die Ideen auf meiner Gedankenautobahn.
Dann sehe ich sie: Meine neue Ideenwelt.


Und dann legt die Geschichte auch nahezu von allein los. Selten muss ich innehalten und angestrengt über ein Detail nachdenken.

So wird dann aus einzelnen Ideen-Bäumen langsam ein ganzer Geschichten-Wald.
Schön dicht und rund läd er zum Spaziergang ein. Hier und da sind spannende Details zu erblicken und es braucht nur noch einen festen, soliden Pfad, damit der Spaziergang zu einem schönen Erlebnis wird.

Wie kommt man aber zu neuen Ideen, wenn einen die Muse partout nicht küssen will?

Zeitung lesen
Täglich passieren die kuriosesten Dinge in der Welt und die Zeitungen berichten darüber. Wer auf der Suche nach einer interessanten Idee ist, ist also gut beraten, einmal die Zeitungen danach zu durchsuchen. Ein Auge sollte man besonders auf die kleinen und kurzen Artikel haben, denn diese beinhalten immer nur die nötigsten Informationen und lassen viel Raum für eigene Ideen.
Wer mag, kann interessante Artikel auch ausschneiden (oder abspeichern, abschreiben) und später mehrere dieser Ideen zu einer verschmelzen.

Umfeld beobachten
Auf der Jagd nach Ideen kommt einem das direkte Umfeld ebenso sehr gelegen. Besonders wenn es um die Entwicklung von Figuren geht. Bei Unterhaltungen kann man wunderbar die Sprechweise für eine seiner Figuren abgucken, oder Gestik und Mimik beobachten. Ob es die Familie zu Hause ist, Bekannte auf einer Feier oder Fremde beim Spaziergang oder beim Einkaufen. Es gibt immer die Möglichkeit eine neue Idee zu entdecken.

Ortswechsel im Kopf
Eine Möglichkeit neue Ideen zu finden ist, sich an einen anderen Ort zu denken, und sich zu überlegen, wie es dort für einen wäre und was man machen würde.
Wer Sci-Fi schreiben will, kann sich gerne einmal vorstellen, er sei in die Zukunft oder auf den Mond gereist. Wie sieht es dort aus? Was würdest du tun?
Oder aber man strebt eine Reise in die Vergangenheit an, wie wäre es vor 100 Jahren gewesen und was würde man erleben wollen in dieser Zeit?
Denke dich in die Berge, auf das Meer, in die Wüste. Was passiert dort mit dir? Jede solcher Gedankenreisen birgt eine Geschichte, die man nur aufschreiben muss.

Sich selbst anders denken
Wem die Reise an andere Orte nicht hilft, der kann in Gedanken einfach mal seine eigene Person abändern.
Wie wäre es, wenn man dem anderen Geschlecht angehörte, was hätte man erlebt, was würde man tun? Oder man ändert sein Alter. Wie war das noch als Kind? Was wird man wohl als Rentner erleben?
Wie wäre es mit einem ganz anderen Beruf gelaufen? Was würde man erleben, wenn man reich wäre oder Superkräfte hätte? Wozu würde man sein Geld oder seine Kräfte einsetzen?
All diese Fragen können zu ganzen Romanideen heranwachsen.

Gruppenarbeit
Gemeinsam Denken ist oft leichter. Andere Menschen haben andere Sichtweisen auf eine Idee, können einem beim Ergänzen helfen, Lücken füllen, oder Denkanstöße geben. Zusammen lässt sich meist einfacher und schneller ein Plot entwickeln. Wichtig ist dabei: Zusammenarbeit steht im Vordergrund, Ideenkritik übt man später.

Grenzen ausreizen
Wieso immer in der Norm schreiben? Für neue spannende Ideen kann man schon mal die Grenzen des Genres ausreizen oder überschreiten. Füge Ideen ein, die nicht in das Genre passen, baue Ideen, die im genauen Gegensatz zu dem stehen, was in dem Genre üblicher Weise zu finden ist.
Oder übertreibe Genretypisches! Und dann spiele mit diesen Ideen, bis sie passen und zu einer guten Geschichte werden.

Hilfe aus der Vergangenheit
So mancher alter Film oder manches altes Buch sind nun alles andere als zeitgemäß und werden kaum noch gesehen oder gelesen. Doch diese Ideen müssen nicht in Vergessenheit geraten. Wie an zahlreichen aktuellen Beispielen zu sehen ist, kann man aus altem Material eine moderne Neufassung machen.
Natürlich kann man sich auch einfach von der Vergangenheit inspirieren lassen, ob nun von alten Büchern und Filmen, alter Musik oder auch alten Zeitungen und Briefen/Postkarten. Die alten Zeiten stecken voller Ideen.

Reizwörter
Hier geht es darum, einen möglichst großen Vorrat von Wörtern anzulegen, im Idealfall Nomen, diese jeweils auf einen kleinen Zettel zu schreiben und dann drei Stück zu ziehen, um daraus eine Geschichte zu formen.
Die Wörter findest du überall, spannende Wörter gibt es auch in der Tageszeitung. 

Meine Idee für dieses Verfahren ist etwas erweitert.
Ich möchte dazu anregen, eine Box für jedes Genre anzulegen, über das man schreiben würde, oder das man als Nebengenre in Erwägung zieht. Also eine Box für Fantasy, eine für SciFi, eine für Liebe und so weiter. Einige Worte können in mehreren Boxen vorkommen, was ab einer gewissen Menge von Wörtern allerdings keine Probleme mehr macht. Beim Ziehen der Reizwörter wird dann auf fünf Zettel erhöht. Die Verteilung hängt ab, von der Gewichtung der gewünschten Genres in der Geschichte. Wer also eine Fantasyromanze schreiben möchte, zieht drei Zettel aus der Fantasybox und zwei aus der Liebesbox. Wer gern eine Sci-Fi-Fantasy Geschichte haben will mit einem Hauch von Horror, kann dann je zwei aus Fantasybox und SciFibox ziehen und einen aus der Horrorbox.
Packe dir aber keine Wörter in die Box, über die du auf keinen Fall schreiben willst. Wenn du aktuell eine große Abneigung gegenüber Vampirromanzen hast, dann hat das Wort Vampir nichts in der Liebesbox zu suchen.

Mind Maps
Hat man Wörter, oder eine vage Idee, vielleicht das Genre festgelegt, dann eignet sich eine Mind Map um Ideen zu sammeln. Dazu schreibt man das entsprechende Wort in die Mitte eines großen Blattes und schreibt alles, was einem dazu direkt einfällt drumrum und verbindet es ggf. mit einem Strich mit dem Ursprungswort. Dann schaut man sich die neuen Stichwörter oder kurzen Sätze an und schreibt um diese herum wieder alles auf, was einem dazu einfällt. So geht man immer weiter vor, bis einem nichts mehr einfällt, oder das Blatt voll ist. So hat man nach kurzer Zeit schon eine Menge Ideen zusammen, aus denen sich die ein oder andere Geschichte ergibt.

Ich wünsche allen viel Erfolg bei der Ideenfindung!

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