Mittwoch, 8. Januar 2014

Was enthüllt ein Buch über uns? - Zitat der Woche


"Every secret of a writer's soul, every experience of his life, every quality of his mind is written large in his works." ~Virginia Woolf

Von Zeit zu Zeit beschäftigt mich der Inhalt dieses Zitats. Natürlich sind wir nicht alle Virginia Woolf und schreiben so sehr autobiographisch wie sie, doch in diesen Worten steckt eine besondere Wahrheit.



Als Autor stellt man sich nach dem lesen dieser Worte die Frage: Wie viel von mir steckt in meinem Buch?

Auch ich mache mir so meine Gedanken. Wie viele Geheimnisse von mir verraten meine Geschichten? Welche Lebensereignisse können meine Leser indirekt miterleben? Und gefällt mir das wirklich?

Eine mir bekannte Autorin hat vor ein paar Tagen erzählt, dass sie oft gefragt wird, ob sie für die Helden aus ihren Liebesromanen ihren Ehemann zum Vorbild nimmt. Obwohl das nicht der Fall ist, nehmen es viele Leser an.
Ich frage mich auch, ob mir das passieren wird. Wie viele Leute werden wohl glauben, ich würde Familienangehörige zu Figuren meiner Geschichten machen?

Und ich frage mich, wann mir das am weitesten verbreitete Problem begegnen wird: Dass Bekannte mich nicht mit meiner Heldin auseinanderhalten können. Das klingt erstmal komisch, doch ich höre sehr viele Autoren davon berichten. Diskussionen über Taten, Einstellungen und Dialoge, bei denen der Autor immer wieder vergeblich versucht zu erklären: "Das bin nicht ich, das ist meine Romanfigur!"

Hier komme ich wieder zum Anfang: Bin das wirklich nicht ich? Wie viel von mir steckt da doch drin, in dieser Figur, in diesen Worten, in diesen Einstellungen? Ich glaube, es steckt doch meist mehr vom Autor in einer Figur, als er zugeben mag. Nach reifer Überlegung ist mir bei allen meinen Figuren ein Teil von mir eingefallen, der in ihr wiedergegeben wird. Natürlich nicht nur in meinen Helden. Ganz besonders bei schreiben über so manchen Antagonisten kommt dieser seltsame Moment, in dem man innehält und sich fragt: Woah, scheiße, wo kommt das denn her?!

So ganz wohl bei dem Gedanken, dass hier und da vielleicht zu viel reininterpretiert wird, fühle ich mich nicht. Aber das hat man als Autor einfach nicht in der Hand. 

Virginia Woolf spricht mit ihrem Zitat eine wichtige Sache an: Das eigene Werk spiegelt wieder, wer wir sind, wer wir waren und wer wir sein werden.
Wenn wir wollen, dass das Werk und die Figuren Tiefe erhalten, dann müssen wir uns kennen. Wenn wir alle Facetten von uns selbst akzeptieren, dann können auch unsere Figuren facettenreicher werden.
Wenn das eigene Werk wiederspiegelt, wer wir sind, dann müssen wir selbst wissen, wer wir sind, sonst wissen wir gar nicht, worüber wir schreiben.


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