Es gibt Autoren, die schreiben einfach so drauf los. Von einer vagen Idee geleitet, reihen sie ein Wort an das nächste. Manchmal funktioniert das so, manchmal auch nicht. Und dann stecken sie fest, oder wissen nicht mehr recht, wo es hingehen sollte.
Da hilft natürlich der niedergeschriebene Plot.
Doch auch hier gibt es Unterschiede. Der Plot kann grob sein und nur die wichtigsten Punkte umfassen, oder so detailliert, dass jedes Gespräch und jede Bewegung darin Erwähnung findet.
Ich finde beide Extreme nicht gut.
Ein zu grober Plot lässt Platz für echte Plotlöcher oder lässt den Schreiber einen Widerspruch nicht rechtzeitig erkennen.
Ein zu ausgefeilter Plot birgt aber auch Gefahren. Besonders die Gefahr ständig weiter zu plotten und ewig nicht mit dem wirklichen Roman zu beginnen.
Ich kann nicht jedes kleine Detail plotten, denn meist finde ich mich dann schon beim richtigen Schreiben wieder. Wie viel ich plotte, kann ich gar nicht so pauschal sagen. Das kann recht unterschiedlich ausfallen. Ich plotte so viel, wie nötig ist, damit das Schreiben für mich funktioniert.
Manche Autoren sträuben sich gar, wenn es um das Thema Plotten geht. Sie fühlen sich eingeengt, gezwungen und hegen eine regelrechte Abneigung. Doch auch, wenn sie ohne niedergeschriebenen Plot loslegen, nur mit dem vagen Gefühl für die Handlung, so entwickeln sie diese doch in ihrem Kopf. Auch sie plotten.
Es geht also beim Plotten gar nicht um das "ob", sondern um das "wie".
Die zur Verfügung stehenden Mittel sind zahlreich. Exeltabellen mit der zeitlichen Abfolge, seitenlange Dateien mit Charakterbögen bis ins kleinste Detail, Schreibprogramme wie yWriter oder Scrivener, Boxen voller Karteikarten oder eine Post-It Landschaft an der Pinnwand.
Wichtig ist, dass man eine Methode findet, die zu einem passt und die Menge plottet, die man braucht.
In dem Buch „Writing Fiction for Dummies“ von Randy Ingermanson werden vier Typen von Plottern unterschieden:
Der Drauflosschreiber, der weder plant noch zwischendurch überarbeitet.
Der Editierer, der Szene für Szene entwickelt, schreibt und überarbeitet.
Der Bastler, der ein grobes Grundgerüst geplant hat, dass er während des Schreibens neuen Ideen anpasst.
Der Planer, der den genauen Plot bis ins kleinste Detail vorab anfertigt.
Ich selbst habe mich als Drauflosschreiber versucht und bin gescheitert, denn ich habe mich innerhalb kurzer Zeit dabei zu einem Editierer gemausert und war recht unzufrieden mit meinem Tempo. Heute weiß ich, dass ich zu den Planern gehöre, auch wenn ich es nicht gern zugebe. Hier spielt natürlich wesentlich mit rein, dass ich einen ungeheuren Spaß am Geschichtenbasteln habe und mir das Plotten genauso viel Freude bereitet, wie das Schreiben.
Und hier stoße ich dann auf das Problem des Dauerplottens. Ich habe so viel Spaß, dass ich weiter plotten will. Oder es kommen immer neue Ideen, bessere Ideen, wie die Story laufen kann und ich bekomme das Gefühl, noch nicht mit plotten fertig zu sein. Natürlich könnte ich mit dem Schreiben anfangen, aber dann müsste ich ja bei der nächsten großen Idee alles wieder umschreiben.
Dann gibt es noch Methoden wie die Schneeflocken-Methode, bei der immer weiter ins Detail gegangen wird. Man startet mit einem einzigen Satz, baut daraus einen einzigen Absatz. Dieser Absatz hat dann einen Satz für den Anfang und das Thema des Romans, einen Satz für jede Katastrophe oder Wendepunkt und einen für das Ende. Danach macht man dann aus jedem dieser Sätze einen ganzen Absatz, der genauer von Inhalt des Satzes erzählt. Und so geht es immer weiter ins Detail. Hier kann man zum Dauerplotter mutieren und im Grunde fast ewig weitermachen. Sollte man aber nicht.
Hier also mein Tritt in den Allerwertesten für all die anderen Planer da draußen:
An einem gewissen Punkt muss man sich einfach hinsetzen und den verdammten Roman schreiben.
Idealerweise dann, wenn man das Projekt noch nicht totgedacht hat oder durch das viele Plotten der ganze Spaß noch nicht verflogen ist. Fangt endlich an zu schreiben!
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Mehr zum Thema Plotten auf FederKiel:
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ich bin auch ein Planer - und ja, das Plotten macht (wie world building) ungeheuer viel Spaß :-). ... und wenn man ungefähr weiß, wo man hin will, ist es auch viiiiiiel wahrscheinlicher, dass man sich auch traut loszufahren...
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