Februar 2011
Ich komme einfach nicht voran.
Seit Tagen sitze ich mit Stift und Notizzetteln über den zwei großen Papierbögen, auf die ich den Plot und das Brainstorming für weitere Ideen gepinselt habe.
Um mich herum türmen sich zerknüllte Notizzettel auf und bilden zusammen mit den Schokoriegeln eine idyllische Berglandschaft.
Ich habe bereits Mind Maps angelegt, Zeitung gelesen, deprimierende Nachrichten geschaut und bin in meinem Umfeld auf Ideenjagd gegangen. Doch der Erfolg blieb aus, nahrhafte Beute für meine Geschichte habe ich nicht gemacht.
Meine Verzweiflung trieb mich bereits in die Stadtbücherei, wo ich Romane durchblätterte, in der Hoffnung, eine tolle Idee klauen zu können. Einige Ideen waren durchaus gut, doch allein der Gedanke, sie einfach so zu verwenden, ließ mich meine Notizen vor Scham in den nächsten Mülleimer werfen.
Meine Abende verbringe ich nun damit, in meinem Manuskript zu blättern und das bereits vorhandene Material zu editieren. Irgendwas muss ich ja tun.
Aber mein Problem scheint sich nicht nur auf das Schreiben zu beschränken.
Es wird immer deutlicher, dass mich eine gewaltige Kreativitätsblockade erwischt hat.
Die Ideen für meine Zeichnungen und Comics gehen mir ebenfalls aus.
Bis jetzt habe ich mich gezwungen es weiter zu versuchen. Ich habe mich zum Zeichnen gezwungen, ich habe mich zum Plotten und Schreiben gezwungen.
Die Ausbeute ist mager, die Qualität mehr als schlecht und meine Laune wird sicherlich bald einen neuen Tiefpunkt erreichen.
Es ist wohl an der Zeit, sich mit dieser Blockade zu beschäftigen.
Heute ist ein kalter Wintertag, draußen stürzt grade der Himmel auf die Erde herab und ich kuschel mich mit Decke, Wärmflasche, Tee und Notizbuch auf mein geliebtes Sofa.
Ich möchte meine Gedanken zu einigen Fragen notieren, um meinem Problem näher zu kommen.
Was passiert grade bei mir?
Wie geht es mir?
Was erwarte ich von mir?
Wieso schreibe ich?
Welche äußeren Begebenheiten beschäftigen mich?
Am Ende steht die Frage, wie all diese notierten Dinge mit der Blockade zusammenhängen können.
Nach vielen Seiten voller Durcheinander ist im Grunde alles ganz einfach:
Ich habe zur Zeit keine Freude mehr an meinem Studium und stelle meinen Entschluss für diesen Berufszweig in Frage. Eigentlich will ich doch ganz andere Dinge tun, doch das habe ich viel zu spät verstanden. Finanziell könnte es besser aussehen, privat könnte ich glücklicher sein. Ich erwarte viel von mir, zu viel, und bin eigentlich dauerhaft von mir selbst enttäuscht. Dazu kommt noch der Gedanke, auch meine Eltern nicht enttäuschen zu wollen. Ich schreibe, um mich besser zu fühlen, fühle mich aber gleichzeitig schuldig, da das Schreiben mir Zeit zum lernen für die Uni nimmt und ich eh glaube, nie was veröffentlichen zu können. Mein Kopf ist voller negativer Gedanken und auch mit den diversen Arztbesuchen beschäftigt, da ich gesundheitlich die Arschkarte gezogen habe.
Im Grunde geht es mir zur Zeit also ziemlich scheiße.
Kein Wunder, dass mich der große Geistesblitz nicht anspringt.
Bewusst wahrgenommen habe ich das Ganze nicht.
Ich lege mein Notizbuch zur Seite, schalte den Fernseher ein und gönne mir entspanntes Nichtdenken.
Ich weiß, dass es nun darum geht, meine Probleme anzupacken und ich weiß auch, dass das alles andere als leicht wird.
Das Projekt "Roman" muss erstmal zurückstehen, bis sich der Knoten löst. Doch sicher nicht für immer.
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Zum Anfang: Schreibtagebuch Eintrag 1: Das Schreibtischchaos
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Mehr zum Thema Schreibblockade auf FederKiel:
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Gut zu wissen, dass es nicht nur mir so geht. Ich meine jetzt nicht die Schreibblockade im Speziellen. Dafür die Ursachen, die bei dir für die Blockade verantwortlich waren.
AntwortenLöschenWährend meines Studiums habe ich mir genau dieselben Fragen gestellt. Und ich habe dann erst angefangen zu schreiben. Dass ich zu spät bemerkt habe, was ich eigentlich will, bedauere ich immer noch. Aber gerade weil ich mir diese Fragen gestellt und mich zugegebenermaßen im Studium gelangweilt habe, habe ich ja erst angefangen, zu schreiben. Und siehe da. Nur auf den Tag genau fünf Jahre später wurde mein Erstling veröffentlicht.
Ich ... äh ... wenn man das so liest, klingt das gar nicht so ermutigend, wie ich es eigentlich meinte. Jedenfalls gehe ich mal davon aus, dass du deine Blockade in den letzten neun Monaten überwunden hast (vielleicht sollte ich mal neuere Blogeinträge lesen...) Ne, warte mal, da oben steht Eintrag vom Januar 2014, aber als "Untertitel" des Eintrags "Februar 2011".
Ok, pass auf, ich lösche das jetzt nicht alles. Ich guck mir mal in Ruhe deinen Blog an, und du kannst mir ja mal sagen, ob dein Roman jetzt schon fertig ist.
VG
Flo
Hi,
Löschendie Blockade ist in ferne Länder gesegelt und ich bin wieder fleißig am Schreiben.
Nächstes Jahr werden ein oder zwei der Bücher fertig und ich hoffe, dass ich damit, wie auch du, Erfolg haben werde.
Ich finde es immer wieder schön, von Menschen zu lesen, denen es ähnlich ging, und die es geschafft haben aus der Blockade und aus den Problemen herauszukommen und ein Buch zu veröffentlichen.
Genau solche Geschichten, haben mir damals geholfen und Mut gemacht!
Und deshalb schreibe ich auch so offen über meinen Weg, um damit anderen Menschen zu zeigen, dass sie nicht allein im Regen stehen :)
LG Madita